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Kultur: Die unerträgliche Schwere des Seins

Premiere von "Der Raum zwischen uns" von der Theatergruppe TabulaRasa in der „fabrik“

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„Es ist schon ein wenig düster geraten“, sagt Regisseurin Laura Thyrolf über das Theaterstück „Der Raum zwischen uns“, das am heutigen Freitag in der „fabrik“ Premiere hat. Aber vielleicht sind es gerade die düsteren Themen, die einem Jugendtheater so gut passen: Jugendlicher Leichtsinn ist doch mehr eine Traumvorstellung, die den Erwachsenen nur allzu gut in ihre Erinnerungslücken passt. Die Wahrheit ist nämlich oft viel bitterer.

Es ist mittlerweile die fünfte Inszenierung der Theatergruppe „TabulaRasa“, die unter der Anleitung des Offenen Kunstvereins (Okev) ihren Weg auf die Bühne der „fabrik“ in der Schiffbauergasse findet – und die fünfte Arbeit des Regisseurinnen-Doppelpacks Laura Thyrolf und Nathalie Fribourg. Ein Jubiläum immerhin, aber eins, das wenig Raum für ausgelassenes Feiern bietet – auch wenn die Theatergruppe mittlerweile auf 16 Akteure angewachsen ist.

Helen und Maria sind die Protagonisten des Stückes, das absichtlich etwas kryptisch gehalten wird. Beide verbindet jedoch die Suche, auch wenn sie nicht gemeinsam, sondern unabhängig voneinander stattfindet: Sie wissen nichts voneinander, auch wenn sie sich – und das wird schnell klar – eigentlich gegenseitig suchen. Oder vielleicht suchen sie auch sich selbst? „Zu wem gehöre ich? Mit wem identifiziere ich mich?“ So banal das zunächst klingen mag, diese Fragen haben durchaus einen drohenden Unterton. Erst recht, wenn man verdammt dazu ist, sich immer und überall gegenseitig zu verpassen.

Dieses Unverstandensein, das sich wie ein roter Faden durch das Stück zieht, kommt natürlich nicht von ungefähr: Entstanden ist die Handlung durch reale Situationen. Die Jugendlichen im Alter zwischen 13 und 16 Jahren hatten freie Hand bei der Wahl der Texte. Die surrealen Szenen, die sich oft mit den realen vermischen, dienen dabei als rezitatives Element: als die Gedanken, die für die Protagonisten sprechen. Oder eben die Gefühle.

„Es gibt Phasen, in denen es einfach mal blöd läuft“, sagt Laura Thyrolf. Das meint sie jedoch nicht als Entschuldigung, sondern als Erklärung für Phasen, die grundsätzlich als existenziell empfunden werden können – gerade wenn man Isolation ins Zentrum rückt. Ob es ein Happy End gibt? Wahrscheinlich nicht, aber selbst das ist eine Mutmaßung.

Viel Arbeit steckt jedenfalls drin in dem Stück, vor allem ehrenamtliche – so ein komplexes Stück erzählt sich nämlich nicht von selbst, sondern muss hart erarbeitet werden. „Wir haben uns sehr viel von Musik inspirieren lassen“, sagt Laura Thyrolf.

Aber was nützt schon die beste Musik, wenn sie nur diese komprimierte Untröstlichkeit unterstreichen soll. So durchziehen auch Elemente des Bewegungstheaters die Produktion. Ein klassisches Tanztheaterstück, wie es davon immer mal wieder welche in der „fabrik“ zu sehen gibt, ist das Theaterstück dennoch nicht geworden. Oliver Dietrich

Premiere am heutigen Freitag, 13. März, um 20 Uhr. Samstag ab 18 Uhr und Sonntag ab 13 Uhr auf der großen Bühne in der „fabrik“, Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet zwischen 3 und 8 Euro

Oliver Dietrich

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