
© Frank Weinreich
Kultur: Die unglaublichen Abenteuer von Döskopp Frohdoof Beutelkinn
Dreist und herrlich zugleich: Myk Jung liest im Thalia aus seiner Tolkien-Parodie „Der Hobbknick“
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Manchmal musste Myk Jung über sich selbst den Kopf schütteln. Was er da mit den romantischen Helden seiner Jugend anstellte, behagte ihm nicht immer. Aus Arargorn, dem edlen Waldläufer, machte er Marathorn, den zerschlissenen Dauerläufer vom Flauen Land. Und aus dem Hobbit Frodo Beutlin machte er den Döskopp Frohdoof Beutelkinn. Aber Myk Jung musste auch lachen, als er sich im Herbst 1999 daran machte, eine eigene Version von Tolkiens „Der Herr der Ringe“-Saga zu schreiben. Jung hatte an einer größeren Geschichte geschrieben, doch mit der kam er nicht weiter. Und weil ihm nichts einfiel, schrieb er einfach drauflos. „Nach zwei, drei Seiten merkte ich, dass dieses Schreiben ins Blaue in eine Parodie auf Herr der Ringe mündete“, sagt Jung.
„Herr der Ohrringe“ (Plöttner Verlag, 16,90 Euro) nannte Myk Jung sein Buch, das pünktlich im Jahr 2001 erschien, als mit „Die Gefährten“ der erste Teil von Peter Jacksons monumentaler Trilogie „Der Herr der Ringe“ in die Kinos kam. Und als im vergangenen Herbst mit „Eine unerwartete Reise“ der erste Teil der Hobbit-Trilogie von Jackson anlief, hatte auch Myk Jung etwas vorzuweisen. „Der Hobbknick“ (Plöttner Verlag, 14,90 Euro) heißt seine Version von Tolkiens Vorgeschichte zu „Der Herr der Ringe“. Am Sonntag stellt Jung seine Parodie auf die Abenteuer des Hobbits Bilbo Beutlin, der bei ihm Bilbord Beutelkinn heißt, im Babelsberg Filmtheater Thalia vor.
Mit „Herr der Ohrringe“ und „Der Hobbknick“ sind Myk Jung zwei Glanzstücke gelungen. Zwei herrlich-dreiste Parodien, die einerseits vor Respektlosigkeiten strotzen, andererseits immer auch eine tiefe Verneigung des Tolkienverehrers Jung vor dessen Romanwelt sind. Jung hat die Bücher über Tolkiens Mittelerde immer und immer wieder gelesen. Und so ist es auch sein großer Respekt vor dem Schriftsteller Tolkien, den Myk Jung im gemeinsamen Gespräch als erstes betont. Seine Parodie auf „Der Herr der Ringe“ war von ihm anfangs auch nicht für die Veröffentlichung gedacht. „Ich ließ meine Finger einfach über die Tastatur laufen, wusste manchmal selbst nicht, wie ein Satz enden würde, den ich gerade begonnen hatte. Ich habe das einfach nur genossen“, so Jung. Als er dann erfuhr, dass Peter Jacksons Verfilmung in die Kinos kommt, ließ er sich überreden, überarbeitete das Manuskript und schrieb endlich auch ein passendes Ende.
Nach der Veröffentlichung von „Der Herr der Ohrringe“ wagte sich Jung auch in die Höhle des Löwen. Ende 2001 stellte er sein Buch bei der Deutschen Tolkien Gesellschaft vor. Doch es gab keine Beschimpfungen oder gar Prügel wegen seiner Respektlosigkeiten. „Da herrscht große Offenheit in dieser Szene. Die verkleiden sich, drehen eigene Filmchen, machen Theaterstücke und mögen auch Parodien“, so Jung.
Doch allein daran wird es nicht liegen, dass Myk Jung mit „Der Herr der Ohrringe“ und „Der Hobbknick“ in der Gemeinde der treuen Tolkien-Fans auf Zustimmung stößt. Was seine beiden Bücher so lesenswert wie unterhaltsam macht, ist der Reichtum der Anspielungen auf die Originale „Der Herr der Ringe“ und „Der Hobbit“. Wer seinen Tolkien ausgiebig gelesen hat, wird seine Freude an Jungs Klamauk- und Sprachfeuerwerk haben. Aber auch für den, der mit Tolkiens faszinierender Mittelerde erst durch die Verfilmungen von Peter Jackson in Berührung kam, kann die Lektüre von Myk Jungs Parodien durchaus eine humorvolle Annäherung an die Literatur von Tolkien sein. „Ich treffe bei meinen Lesungen immer wieder Leute, die zuerst Herr der Ohrringe gelesen und sich nun vorgenommen haben, das Original zu lesen.“ Für Jung ist das ein großes Kompliment. Dirk Becker
Myk Jung liest aus „Der Hobbknick“ am Sonntag, dem 3. Februar, um 17 Uhr im Thalia Filmtheater, Rudolf-Breitscheid-Straße 50. Der Eintritt kostet 6 Euro
Dirk Becker
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