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Kultur: Die Vergessene

Lesung im Filmmuseum aus „Ich, Emilie Schindler“

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Zollte man Emilie Schindler nicht die gebührende Beachtung, weil sie eine Frau war? Diese Frage von Erika Rosenberg stand im Anschluss an die Lesung aus ihrem Buch „Ich, Emilie Schindler“ im Raum des Filmmuseums. Niemand mochte sie so recht beantworten. Feststehe, dass Emilie Schindler den gleichen Anteil an der Rettung von 1300 Juden hatte wie ihr Mann Oskar Schindler, dessen Tat durch den Hollywoodfilm „Schindlers Liste“ schlagartig bekannt wurde.

Die jüdische Publizistin Erika Rosenberg, die die Erinnerungen Emilie Schindlers herausgeben hat, stammt aus Argentinien. Sie arbeitet als Dozentin und Journalistin, als Autorin und Herausgeberin mehrerer Bücher. Sie war für die 2001 im Alter von 94 Jahren verstorbene Emilie Schindler eine sehr gute Freundin. Rosenberg sieht es, wie sie sagt, als ihre Lebensaufgabe an, das Schicksal dieser Frau zu erzählen und das, was sie erlebt hat, weiterzugeben.

Rosenberg schildert Emilie Schindlers glückliche Kindheit und Jugend, wie sie Oskar Schindler kennenlernte und dann die Kriegsjahre kamen und sie sich für die Juden engagierte.

Nach dem Krieg führte Emilie Schindler krank, sprachlich isoliert, fast ohne Geld und fast vergessen in einem Vorort von Buenos Aires ein schweres Leben. Erst die Freundschaft mit Erika Rosenberg führte zu einer Aufklärung der Öffentlichkeit über ihr couragiertes Handeln bei der Rettung der „Schindler-Juden“.

Im letzten ihrer Lebensjahre kehrte Emilie Schindler noch einmal kurz nach Deutschland zurück. Sie kam nicht eher, da Emilie ihrem Ehemann Oskar Schindler, von dem sie sich 1957 trennte, nicht „hinterher laufen“ wollte.

Die Zeit der ersten zaghaften öffentlichen Würdigung begannen erst mit Steven Spielbergs Film „Schindlers Liste“, obwohl sie in dem Spielfilm nur kurz als betrogene Ehefrau vorkommt und sie von Spielberg als Gerettete der „Schindler Liste“ eingeladen wurde. Emilie Schindler spielt in dem Kinofilm von Steven Spielberg nur am Rande eine Rolle, da der Regisseur nicht richtig recherchiert habe, so Rosenberg. Emilie Schindler wurde übersehen.

Es wird dennoch weiter zu fragen sein, warum Spielberg sie fast vergaß. Dies umging auch die Diskussion nach der Lesung. Rosenberg gelang es nicht desto trotz mit ihrem Buch, in dem sie Emilie Schindler selbst und selbstbewusst zu Wort kommen lässt, das Porträt einer mutigen und stolzen Frau. Annegret Dahm

„Ich, Emilie Schindler“, erschienen im Herbig Verlag.

Annegret Dahm

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