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Kultur: Die wahre Liebe

Denzal Sinclaire im Foyer des Nikolaisaals

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In Sachen Liebe kennt Denzal Sinclaire keine Zweifel. Wenn er über sie singt, gibt es keine Stille, kein peinliches Schweigen vor dem Fernseher.

Es gibt keinen lautstarken Streit und keine Unsicherheit. Wenn Denzal Sinclaire am Freitagabend im ausverkauften Foyer des Nikolaisaals an irgendetwas glaubte, dann an diese eine romantische Liebe, die wirklich jedem Menschen einfach begegnen muss.

„My one and only love“ heißt das aktuelle Album des Kanadiers Sinclaire, mit dem er die nun schon vierte Saison der „The Voice in Concert“-Reihe eröffnet. „My one and only love“ lautete auch der Titel des Songs, mit dem Denzal Sinclaire bei der letzten Zugabe auch den letzten Zweifler im warm erleuchteten Saal überzeugt haben muss, dass Zweisamkeit das einzige anzustrebende Ziel sein muss.

In seiner Heimat wird Denzal Sinclaire längst als Superstar gefeiert. Viermal schon ist er, unter anderem vom kanadischen Jazz Report Magazine, zum besten männlichen Jazzsänger gewählt worden. Mit seiner samtigen Stimme, die immer wieder mit der von Nat King Cole verglichen wird, haucht er fast schon seine jazzigen Interpretationen von Pop-Klassikern wie Johnny Nashs „I can see clearly now“ oder Standards wie Elvis Presleys „Always on my mind“. Gekonnt bedient sich Sinclaire aus dem Great American Songbook. Aber er erweitert es um modernere Stücke, um mehr Vertrautheit und Nähe zu schaffen, wie er selbst sagt.

Wer die Stimme von Phil Collins schon immer, zu pathetisch, zu laut fand, wird vielleicht am Freitag die Schönheit des Genesis-Hits „Follow you, Follow me“ entdeckt haben. Sinclaire erzählte auch da wieder seine Geschichte von der Liebe, er beschrieb ein Gefühl, das so leicht ist wie ein Spaziergang in der Frühlingssonne. Still und leise, als singe er nur für sich.

Manchmal nahm er die Hände von den Tasten, legt die Arme vor der Brust und lauschte nur seiner Band: John Gürtler am Saxophon und Derek Shirley am Bass, die, jeder für sich, ihre eigene Geschichte von der Liebe zu erzählen schienen. Wenn er dann wieder selbst mit einstimmte, in sich gekehrt, als stünde er in seinem eigenen Wohnzimmer, war es Drummer Heinrich Koebberling, der das Tempo vorantreibt und Sinclaire immer leidenschaftlicher werden ließ.

Fast war es, als hätte man zwei Stunden einem liebestrunkenen Mann zuhört. Einem Mann, der vergessen ließ, dass es in jeder Liebe auch Regen gibt und schlechte Tage und Zweifel, die es zu haben eigentlich niemals lohnt. Marion Schulz

Marion Schulz

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