Kultur: Die Welt verändern
Viel zu sehen beim „Tag der offenen Ateliers“
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So ein frühlingshafter Sonntag wie gestern lädt natürlich zum Flanieren ein – erst recht, wenn sich der Sonntagsausflug so schön mit dem „Tag der offenen Ateliers“ verbinden lässt, bei dem Potsdamer Künstler Einblicke in ihr künstlerisches uvre boten, in der „Scholle51“ etwa, aber auch im „Treffpunkt Freizeit“ oder in der Wilhelmgalerie. Passend dazu gab es überall Kaffee und Kuchen – oder sogar Popcorn aus einer ratternden Popcorn-Maschine, wie sie etwa im Haus 1 im Freiland stand.
Dort hat Steffi Ribbe ihr Möbellager aufgebaut, mit Vorher-nachher-Effekt: Sie restauriert alte Möbel und verpasst ihnen ein quietschbuntes neues Leben. Das läuft gut: Ein Pärchen aus Jena hatte an diesem Tag extra einen Schrank vorbeigebracht.
Bruno Lupo hat mit „White Faces“ bedrohliche Geschöpfe mit verzerrten Gesichtern geschaffen, nebenan im „Laboratorium“ hat Phillip Langer einen eigenen Raum, „Fundstücke“ nennt er seine Werke, die er in einem kahlen Raum ausgestellt hat, der später mal ein Fotolabor werden soll: Da wird sogar ein Sandhaufen in der Ecke als Kunstwerk umfunktioniert. Jeden zweiten Freitag gibt es ein Treffen als Kunstwerkstatt im Haus 1, „Der kreative Tisch“ heißt es. Das sei nicht nur ein Künstlerstammtisch: „Wir wollen die Welt verändern“, sagt Langer. Das soll man ja auch als Künstler.
Die Welt hat sich dagegen in der Kulturkommune „Scholle 51“ in der Geschwister-Scholl-Straße schon verändert: Nachdem das Projekt in letzter Zeit vom Aus bedroht war, scheint es jetzt gerettet. „Wir wollen das Haus jetzt kaufen“, sagt Julia Brömsel, die ihr Atelier in dem urigen Gebäude hat. Zuvor hatten sich ja bereits die Stadtverordneten für eine Erhaltung der „Scholle 51“ als Künstlerhaus ausgesprochen. „Jetzt sind wir am Ball – und das ist schon aufregend“, sagt Julia Brömsel. Geplant sei eine GmbH, als eine Art Hausverein – es wäre auch zu schade, wenn sie für ihre surrealen Zeichnungen auf alten Landkarten keinen Raum mehr hätte. Gerade weil diese Traumbilder nur auf den ersten Blick idyllisch sind – auf den zweiten scheinen viele eher Albträume zu sein. „Bestimmt träume ich viel“, sagt die Künstlerin. Das merkt man.
Ebenfalls in der „Scholle 51“ hat der Künstler Tom Korn seine Bilder aufgehängt – Häuser und Pflanzen sind darauf zu sehen, alles ist jedoch in Plüsch gefertigt. „Ja, das ist Teppich“, sagt Korn. Die eigenwillige Farbgebung des Werkstoffes führt zu spannenden Effekten. Kasia Czech hat Vogelköpfe als Masken ausgestellt, die für das Theaterstück „Schweigen ist grün“ angefertigt wurden – Uhu und Albatros stehen aufgespießt nebeneinander. In den Nebenräumen gibt es noch Werke von Patricia Vester und Menno Veldhuis zu sehen: viel Buntes in der „Scholle 51“ – auch in Zukunft. old
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