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Als die Studenten noch Zeit zum Feiern hatten. Das „Rubys“-Festival auf dem Waschhaus-Gelände hält sich trotz schwindender Besucherzahlen bei der gleichnamigen Konzertreihe am Dienstag.

© Waschhaus

Kultur: Dienstag ist tot, es lebe der Freitag

Am Samstag findet das 5. „Ruby’s Festival“ im Waschhaus statt, die wöchentliche Konzertreihe endet

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Heimlich still und leise hat es sich in den jährlichen Kulturkalender der Stadt eingeschlichen. Das „Ruby’s Festival“ im Waschhaus findet an diesem Samstag bereits zum fünften Mal statt – für die Crew des Hauses wieder einmal das Highlight des Jahres. „Es ist immer wieder spannend“, sagt Matthias Porep, der hinter der wöchentlichen „Ruby’s“-Konzertreihe steht und auch das Festival organisiert.

Draußen und drinnen finden am Samstag Konzerte statt, die Bands und Künstler fangen versetzt an, sodass niemand Angst haben muss, etwas zu verpassen. Das Highlight, sagt Porep, wird natürlich der Auftritt von Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi sein, die ja schon zu Jahresanfang in der ausverkauften Waschhaus-Arena für ein außergewöhnliches Konzert gesorgt hatten.

„Es sind gar nicht so die großen Sachen, die wir spielen lassen“, sagt Porep. Bei der Bandauswahl gilt für ihn eher: sanft statt auf die Mütze. „Da ist auch textlich mehr dahinter, als sich nur anzuschreien.“ Porep hat die Künstler ausgesucht: „Ich bin viel in Berlin unterwegs, aber auch auf Festivals, ich gehe auf Konzerte, lese einschlägige Musikmagazine, bekomme Infos von Radio-Kollegen.“ Malky etwa, ein Soul-Künstler aus Leipzig, der derzeit bei „radioeins“ hoch- und runtergespielt wird, war der Tipp eines Freundes. „Das ist ein Festival zum Entdecken“, sagt Porep. Das verlangte vom Publikum auch eine gewisse Offenheit. Und das „Ruby’s Festival“ wollte auch nie ein reines Hip-Hop- oder Rock-Festival sein, und schon gar kein Ort für tausendmal Gehörtes: „Wir haben einfach ein paar neue Sachen.“

Vieles wurde über den „Ruby’s Tuesday“ hereingetragen, auch wenn außer Moritz Krämer von Die Höchste Eisenbahn noch niemand auf der Dienstagsbühne stand. Aber viele der Bands, die in diesem Jahr zum Festival kommen, seien häufig auf den Aftershowpartys gewünscht worden: Anna F. etwa mit ihrem Hit „DNA“, Luca Vasta, oder natürlich Käptn Peng & Die Tentakel von Delphi.

Und jetzt, genau jetzt kommt der Wermutstropfen: Die „Ruby’s Tuesday“-Reihe, immerhin seit fast sechs Jahren fester Bestandteil des Waschhaus-Konzeptes und einer der letzten festen Termine unter der Woche, fand am gestrigen Dienstag mit dem Konzert von Sebastian Block zum letzten Mal statt.

„Es war jede Woche ein neuer Kraftaufwand“, sagt Porep. „Wenn man das mal hochrechnet, waren das fast 300 Abende mit über 400 Bands.“ Einige der Bands seien danach richtig durchgestartet. Trotzdem sei jetzt irgendwie die Zeit für etwas Neues gekommen.

Das klingt nach Euphemismus, und Porep gibt auch zu: „Das Publikum in Potsdam hat sich verändert, vor vier Jahren war der Dienstag noch anders.“ Natürlich sei es von Anfang an ein schwieriger Wochentag gewesen, und einige hatten dem „Ruby’s Tuesday“ schon in den Anfangstagen nur ein paar Monate Lebensfähigkeit vorausorakelt. Dass er letztlich doch eine Erfolgsgeschichte wurde, war gar nicht so vorhersehbar. Mittlerweile seien die Besucher aber einfach zu wenige, um die Reihe aufrechtzuerhalten – und auch für die Bands sei es nicht fair, wenn sie vor zehn Leuten spielen sollen.

„Das war sowieso nie eine Veranstaltung zum Geldverdienen, sondern nur für das Herzblut“, sagt Porep. Ein Dilemma sei es dennoch: Man habe noch versucht, die Veranstaltung in den letzten Monaten durch freien Eintritt attraktiver zu machen, aber auch das hat es nicht gerettet.

Was also ist nur los mit dem Potsdamer Konzert-Publikum? Porep kann auch nur mutmaßen, aber er ist viel unterwegs und hält es für kein spezifisches Problem Potsdams. Auch in Berlin etwa sterben Veranstaltungen, die vor wenigen Jahren noch erfolgreich die Woche belebt haben. Die Leute gehen einfach weniger weg, und wenn, dann eher am Wochenende. „Das liegt auch an den Studierenden“, sagt Porep. Früher war es entspannter, es gab noch ein Leben neben dem Studium, heute wird mehr gefordert – da kann man Mittwoch nicht mehr ausschlafen, nachdem man die Nacht auf einer Party verbracht hat. Da spiele auch der Zeitgeist mit rein.

„Jede Veranstaltung hat ihren Hype und wir hatten den wirklich lange“, sagt Porep. Jetzt sei es aber auch an der Zeit für Veränderungen: „Das ist der Lauf der Dinge.“ In Zukunft wird es also keinen „Ruby’s Tuesday“ mehr geben – aber dafür einen „Ruby’s Friday“. Statt einen Dienstag in der Woche wird es nun einen Freitag im Monat geben, wenn es gut läuft, vielleicht auch irgendwann zwei. Das Konzept werde auf jeden Fall weitergeführt: regionale Bands entdecken.

Ab dem 12. September soll es die Freitagskonzerte geben – und die starten mit alten Bekannten: Cannibal Koffer werden dann zu Gast im Waschhaus sein. Und noch eine gute Nachricht: Das „Ruby’s Festival“ sei jedenfalls nicht gefährdet, das werde es auch nächstes Jahr geben. Und auch am kommenden Samstag.

Ruby’s Festival am Samstag, 9. August, auf dem Waschhaus-Gelände an der Schiffbauergasse. Beginn ist um 19 Uhr, Karten kosten 21 Euro im Vorverkauf und 27 Euro an der Abendkasse.

Oliver Dietrich

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