Kultur: Diese Lady ist kein Vamp
Jasmin Tabatabai mit dem Babelsberger Filmorchester im Nikolaisaal
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Sie verschmilzt fast mit dem Bühnenhintergrund. Das kurze Kleid in Schwarz und Beige fügt sich farblich beinahe zu gut in das Ensemble aus Babelsberger Filmorchester und der Band um den Komponisten und Produzenten David Klein, die die eher als rotzig und unangepasst bekannte Schauspielerin und Musikerin Jasmin Tabatabai bei ihrem ersten Jazzprogramm „Eine Frau“ am Samstagabend im Potsdamer Nikolaisaal begleiteten.
Mit ihrem Album „Eine Frau“, auf dem sie vor allem die Gefühlsebenen zwischenmenschlicher Beziehungen ausleuchtet, betritt sie neues Terrain. Und macht prompt von sich reden. Ein Echo-Jazz als „Sängerin des Jahres national“ ist die Belohnung für ein Projekt, das bereits zehn Jahre zuvor im Kopf des befreundeten Musikers und Produzenten David Klein entstanden ist.
Viele der Stücke im Programm tragen Kleins Handschrift und auch die der Schauspielerin. Texte von Tucholsky, Bruno Balz oder Edith Jeske werden neu interpretiert und kombiniert mit selbstkomponierten Songs aus „Bandits“ oder anderen Filmhighlights. Als Jasmin Tabatabai einen französischen Chanson ankündigt, der dem Film „Die Dinge des Lebens“ mit Romy Schneider entnommen ist, geht ein Seufzen durchs Publikum. Das eher zerbrechliche, irgendwie ungeschützte und zarte Original bekommt bei Jasmin Tabatabai mehr Bodenhaftung, wirkt klar und viel stabiler. Allerdings lotet sie ihre Facetten im Laufe des Konzerts dann doch nicht so richtig aus und bleibt etwas blass, ganz so wie ihr Kleid.
Sie wirkt recht unsicher in dem großen Saal, bleibt hölzern in ihrem Versuch, mit dem Publikum zu kommunizieren, benimmt sich angestrengt fraulich und erwachsen und lässt das vermissen, was man doch eigentlich von ihr erwarten könnte: etwas Lässiges, Freches, auch Sperriges. Eine Frau ist doch auch dann immer noch eine Frau, wenn sie sich gekonnt ein wenig danebenbenimmt oder einen versauten Tucholsky-Text dann bitte auch lasziv oder trocken interpretiert. Stattdessen viel Romantik, eher langweilige Orchesterarrangements mit sanften Streichern, wenig Bläsern, Harfe und Glockenspiel. Immer mal wieder ein Saxophon-Solo oder eines am Klavier, sehr souveräne Jazzuntermalung, das steht außer Frage!
Aber gesegnet mit so einer dunklen Stimme kann man doch ruhig mehr probieren als nur den eher klassischen Jazz. Ein wenig von Edith Piaf hat sie ja schließlich, sie artikuliert hervorragend, lässt Worte effektvoll im Raum stehen, verhaucht, gibt sich nachdenklich. Aber von sündiger Liebe oder Frauen mit Verhältnis, ein wenig verboten, ein wenig verrucht, erzählt nur der Text – und die Arrangements folgen nicht so richtig. Andrea Schneider
Andrea Schneider
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