zum Hauptinhalt

Kultur: Diknus flinke Finger

Er ist ja noch ein Bub, mag man beim Anblick des kindlich-runden Gesichts von Diknu Schneeberger denken. Beim Konzert im Foyer des Nikolaisaals begeisterte der gerade mal 20-jährige Wiener mit seinem Trio.

Stand:

Er ist ja noch ein Bub, mag man beim Anblick des kindlich-runden Gesichts von Diknu Schneeberger denken. Beim Konzert im Foyer des Nikolaisaals begeisterte der gerade mal 20-jährige Wiener mit seinem Trio. Ob rasanter Swing, smarter Blues, wirbelnder Musette-Walzer oder lateinamerikanische Rhythmen – Diknu Schneeberger beherrscht sie alle mit junger Meisterschaft. Zur anregenden Atmosphäre trägt neben den virtuosen Klängen von zwei Gitarren und Kontrabass auch das herzliche Auftreten der Musiker bei. Viele Worte macht der junge Lead-Gitarrist nicht, aber wenn, dann haben sie Gewicht. Die Mitglieder seines Trios stellt er vor als: „am Bass – mein Freund und Vater Joschi Schneeberger, an der Gitarre – mein Freund Martin Spitzer“. Vertrautheit und Freude leuchten beim Spiel immer wieder auf ihren Gesichtern. Diese Intimität gibt der Musik eine ganz besondere Farbe, voller spontaner Wärme und Herzlichkeit. Da erscheint es ganz natürlich, dass in der zweiten Hälfte eine Hommage an die Mutter erklingt, die schöne Komposition des Vaters mit dem Titel „Du und I“.

Natürlich spielen sie alles auswendig, zur Verständigung reichen ein Blick und ein paar Klopfer mit dem Fuß. Das Diknu Schneeberger, der wie sein Idol Django Reinhardt aus einer Sinti-Familie stammt, erst mit 14 Jahren angefangen hat, Gitarre zu spielen, mag man kaum glauben. Davor probierte er es mit Schlagzeug und nach Noten – doch das gefiel ihm gar nicht. Erst der Unterricht bei Martin Spitzer wies ihn in die richtige Richtung. Derzeit studiert er Jazz-Gitarre am Konservatorium in Wien. Diknu Schneebergers dritte CD „The Spirit of Django“, die an diesem Abend viele Käufer findet, repräsentiert seine musikalischen Ideen und Vorlieben. Elemente der Swinggitarrentradition werden aufgenommen, aber auch die moderne Strömungen. Im Foyer spielt Diknu Schneeberger legendäre Stücke von Django Reinhardt wie „Nuages“, „Artillerie lourde“ oder „Djangos Tiger“. Daneben fischt er in modernen Klangregionen, wie sie von Paco de Lucia über Carlos Santana und den Gypsy Kings erfunden wurden. Schneebergers Musik ist eine einladende Mischung aus rasanter Virtuosität, Rhythmusgefühl und Sinn für Melodik und Klangfarbe. Was bei älteren Gypsy Jazz-Gitarristen gelegentlich trocken und wie unter Hochdruck stehend klingt, wirkt bei ihm weicher, farbiger und lyrischer allemal, wie gerade die langsameren Stücke zeigen. Nicht zuletzt seine Komposition „First Love“ offenbart, wie viel noch in diesem vielversprechenden jungen Musiker stecken mag. Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })