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Von Astrid Weidauer: Django Reinhardt im Sequenzer

Elektro-Swing aus Paris mit Caravan Palace – anschließend Swingnacht im Foyer

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Die „Grande Nation“ ist immer wieder für Überraschungen gut. Einmal mehr kommt aus „Fronkreisch“ – woher sonst?! – eine neue Stilmélange, die derart zwingend wirkt, dass man sich ernsthaft fragt, warum dies erst jetzt jemandem eingefallen ist. Elektro-Swing nennt sich die Invention der Band Caravan Palace. Ihre Musik hört sich in etwa so an, als hätte der gute alte Django Reinhardt sich direkt in ein Sequenzerprogramm hineingebeamt, mitsamt seiner Gitarre und den klassischen Jazzviolinen. Denn – der Hinweis auf Reinhardt deutet es an – die Musiker des Caravan-Palastes sind keineswegs audioelektrische Geisterfahrer. Das Gründungstrio (bestehend aus dem Kontrabassisten Charles Delaporte, dem Gitarristen Arnaud de Bosredon und dem Geiger Hugues Payen) absolvierte sämtlich eine grundsolide Instrumentalausbildung und betätigte sich nebenbei höchst aktiv in der großen Pariser DJ- und Elektro-Szene. Irgendwann stellten sie beim gemeinsam „klassischen“ Jammen fest, wie sehr sie der Reinhardtsche Gipsy-Jazz und der flotte Swing der 30er-Jahre beeinflusste. Und was lag da näher, als die beiden Welten zu verbinden?

Aus dem Experiment wurde 2005 ein ernsthaftes Projekt, gleich ergänzt um vier weitere Musiker. Im Septett repräsentieren sie einen ziemlich bunten Querschnitt durch die Pariser Jazz- und Electronica-Szene. So gibt Aurélien Trigo (der klassische Multiinstrumentalist) bei Caravan Palace den DJ, Monsieur Payen den Teufelsgeiger und Klarinettist Camille Chapellière ist auch noch Komponist und mischt nebenbei gleich in drei weiteren Bands mit.

Das wahre, das mitreißende und einmalige Ereignis Caravan Palace enthüllt sich aber erst auf der Bühne. Da holen die sieben Musiker dann den großen Showhammer raus und zeigen, wo selbiger im Genre Swing heute hängt. Ihre audiovisuelle Bühnenperformance entwickelt sich ganz aus dem swingenden Rhythmus heraus.Es entsteht ein von fein dosierter Electronica befeuerter Tanzrausch, der irgendwo zwischen Daft Punk und Cab Calloway, zwischen Django Reinhardt und Justice liegt - und so klingt, als hätte sich Billie Holiday eine endlose Nacht lang mit Oscar Alemán an einer Groovebox vergnügt.

Nachdem das Pariser Septett auf der berühmten Weltmusik-Messe WOMEX noch die abgeklärtesten Musikmanager in Ekstase versetzte und 2008 endlich seine erste CD veröffentlichte, setzt es nun zum heißersehnten Anflug auf unsere Breitengrade an. Begeisterungsstürme und unbändige Tanzlust dürften das Resultat des Konzerts am 10. Januar im Nikolaisaal sein. Im Anschluss an die Show laden die Jive Sharks zum Tanz im Foyer, wo sich bei Swing, Lindy Hop und Charleston die angestauten Energien hemmungslos entladen können.

10. Januar, 20 Uhr, Großer Saal: Potsdamer Crossover Konzert (Anschließend Swingnacht im Foyer)

Astrid Weidauer

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