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Kultur: „Dornenzeit“

Musik und Texte zurPassion in der Friedenskirche

Stand:

Musik und Texte zurPassion in der Friedenskirche „Es ist Dornenzeit. Zeit sich zu erinnern an Abschied und Tränen. Schweigezeit, in mich hineinzuhören, auf Gott zu hören – es ist Dornenzeit“. Mit dieser selbstgemachten Replik eröffnete Superintendent Bertram Althausen am Sonnabend in der Friedenskirche eine Reihe von Andachten zum Eingedenken an die Passion Jesu Christi. Bis zum Karfreitag wird man, stets am selben Ort zur gleichen Stunde, Gelegenheit haben, den letzten Lebenswochen des menschgewordenen Gottes in Wort und Musik zu begleiten. Jedesmal andere Stimmen, jedesmal andere Musik, so bestimmt es die begrüßenswerte Initiative der Friedensgemeinde, ein lang und dicht wirkendes Bindeglied zwischen Musik und Theologie, mithin ein wichtiger „Kulturfaktor“ in Potsdam. Der Ton dieser Vesper war ernst, die musikalische Ausgestaltung kontemplativ. Matthias Jacob wählte die Komponisten seiner Sympathie, Bach, Reger, Messiaen, zum Abschluss auch Buxtehude, alles verhalten und mit gutem Geiste gegeben. Die wunderbar ausgewogene, langsam schwingende, aufsteigende, dann ätherisch vibrierende Fantasie in g-Moll BWV 542 von Bach zum Beispiel, welche die Andacht eröffnete. Bertram Althausen berichtete mit Psalm 88 und eigenen Worten vom menschlichen Wanken zwischen der Gewissheit, von Jesus geführt zu werden, und der Fähigkeit, dies auch wahrzunehmen und zu bestätigen, eigenartig dialektische Sätze der Klage über den Zustand von Welt und ihrer Kirche, ehrlich gemeint. Im Zentrum aber stand eine Lesung nach Matthäus 26. Verse 1 bis 35, darin die dreifache Verleugnung des Petrus sowie der Verrat des Judas angekündigt werden. Die Orgelliteratur folgte dem ganz ungebrochen nach, mit Max Regers melodisch gedämpftem Kanon e-Moll op. 129.3, zwei sehr stimmungsvollen Choralvorspielen aus Bachs „Orgelbüchlein“ und einer Psalmvertonung von Samuel Scheidt „Da Jesus an dem Kreuze stundt“ mit einer Vielzahl hörenswerter Variationen aus dem 17. Jahrhundert. Dornenzeit also, Mitleiden jenseits des Eigenstolzes, tiefe Trauer, obwohl doch Jesus selbst seine Jünger zur Freude ermahnte – ein offenes Kapitel der Theologie. Es folgten zwei tief berührende Stücke von Messiaen, darunter „Das himmlische Festmahl“. Mit der wundervollen Passacaglia d-Moll von Dietrich Buxtehude BuWV 161 klang die erste Veranstaltung zur „Dornenzeit“ aus.Gerold Paul Nächste am 19. 2.: Musik Matthias Jacob, Texte Pfr. Markus Schütte, 17 Uhr.

Gerold Paul

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