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Kultur: Dowland akrobatisch

Elizabeth Kenny und Jacob Heringman in der Ovidgalerie

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Fast schien es, als sei es von den Organisatoren der Musikfestspiele so gewollt gewesen. Am Donnerstag hatte das Hathor Consort in der Ovidgalerie in seinem Dowland-Programm „Sieben Tränen tanzen“ auch die erste seiner Fantasien präsentiert. Doch Lautenistin Sofie Vanden Eynde entschied sich für eine arg verschattete Interpretation, die nicht überzeugen konnte (PNN berichteten). Zwei Tage später, am gleichen Ort, mit Elizabeth Kenny und Jacob Heringman wieder feine Saitenkunst, dieses Mal unter dem Titel „Königliche Juwelen englischer Lautenkunst“. Der Schwerpunkt lag hier auch auf den Kompositionen des Meisters John Dowland. Und natürlich war auch seine „Fantasia 1“ zu hören. Was für ein Unterschied!

Schon mit den ersten Takten stellte Elizabeth Kenny klar, dass für sie Dowlands musikalische Melancholie nichts mit tränentrüber Versacktheit zu tun hat. Dowland kann strahlen. Und virtuos toben. Wie Elizabeth Kenny loslegte, da konnte einem schon angst und bange werden, und man fragte sich, ob sie dieses Tempo auch in den virtuosen Passagen durchhalten kann. Sie konnte. Und auch wenn man mit mancher interpretatorischen Unschärfe nicht unbedingt einverstanden war, dieser Dowland brannte für seine Melancholie. Ein Genuss, der den Zuhörer glücklich und dankbar machte. So auch das mit etwas über eine Stunde recht kurzweilige Konzert.

Gab es anfangs noch ein paar leichte Unstimmigkeiten im Spiel, fanden Elizabeth Kenny und Heringman immer mehr zueinander. Und so genoss man ein feines Zwiegespräch zweier Lauten, wie es nicht oft zu erleben ist. Denn neben Kompositionen von William Brade, Melchior Borchgrevinck, William Byrd und Dowlands alten Widersacher Tobias Hume waren die ursprünglich für Laute solo geschriebenen Kompositionen des englischen Meisters in der Duettform arrangiert. Reizvoll und farbig so das doppelte Spiel der Melodien, dazu eine schöne Leichtigkeit im Zuspiel der Themen, die in dem singend-hellen Klang der Renaissancelaute ihre Entsprechung fand. Ungewohnt, aber nicht weniger reizvoll die kurzen Ausflüge auf dem Orpharion, einem lautenähnlichem Instrument, das aber nicht mit Darm-, sondern Stahlsaiten bespannt ist und ähnlich einer Zither klingt.

Dass John Dowland auch Humor konnte, bewiesen Elizabeth Kenny und Jacob Heringman dann mit dessen „Lord Willoughby’s Welcome Home“, für zwei Spieler und eine Laute. Einfach herrlich, sowohl musikalisch als auch akrobatisch. Dirk Becker

Dirk Becker

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