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Kultur: Drei Flötisten für vier Konzerte Neues Kammerorchester beendet Konzertsaison

Klangreisen durch arkadische und romantische Gefilde und ein Aufenthalt in Zeiten des Umbruchs liegen hinter ihm. Jetzt ist das Neue Kammerorchester Potsdam unter Leitung von Ud Joffe am Ziel seiner diesjährigen Konzertreihe angekommen.

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Klangreisen durch arkadische und romantische Gefilde und ein Aufenthalt in Zeiten des Umbruchs liegen hinter ihm. Jetzt ist das Neue Kammerorchester Potsdam unter Leitung von Ud Joffe am Ziel seiner diesjährigen Konzertreihe angekommen. In der Erlöserkirche belohnte es sich und die Zuhörer am Donnerstag ausschließlich mit „Flötenklängen“ – so der Titel des Programms – aus französischen Notenfedern. Ein Klangfest, denn alle Stücke verfügen über die sprichwörtliche französische Klarheit, Eleganz und Leichtigkeit.

Drei von ihnen stammen aus der Epoche der Spätromantik und des Fin de Siècle um 1900 und waren für die Pariser Musiksalons bestimmt – sie wurden am Donnerstag von drei Berliner Soloflötisten aus Opern- und Sinfonieorchestern mit vorzüglichem Blaskönnen vorgetragen. Dafür war ihnen natürlich die freie Form der Fantasie das beste Vorzeigemittel.

Und so betritt Matthieu Gauci-Ancelin, Flötist der Komischen Oper, als erster das Reich der Flötenklänge – mit der „Fantaisie brillante“ für Flöte und Orchester über Themen aus Bizets „Carmen“ und des heute weitgehend unbekannten Flötisten und Komponisten François Borne (1840–1920). Hits wie „Habanera“, „Torerolied“, schicksalsdräuendes Todesmotiv des 4. Aktes oder „Tanz der Zigeunerinnen“ gaben dem Solisten viele Möglichkeiten, in die dramatisch zugespitzte bis sonnenglühende Klangfarbenwelt einzudringen. Durchdringend und direkt, klar und sauber, mitunter geradezu nüchtern war sein Ton, der keine Sentimentalitäten kennt. Mit langem Atem bewältigt er flinke Läufe, Skalen, Bravourverzierungen und anderen technische Finessen. In der Höhe klingt die Flöte allerdings ziemlich schrill.

Dagegen war der Ton von Eric Kirchhoff von der Deutschen Oper bei der Wiedergabe der „Fantaisie“ von Gabriel Fauré (1845–1924) wesentlich gefühlvoller, vibratoreicher und wärmer, wonach sie in ihrem impressionistisch-filigranen Zuschnitt ja auch verlangt. Dem spielfreudigen und kurzweiligen Werk diente er nicht als vordergründig virtuoser Kraftprotz, sondern als lebendiger Gestalter, der das Raffinement der Komposition ausreizte. Das Neue Kammerorchester war ihm hierbei mitgestaltender Partner und nicht nur purer Begleiter wie beim Borne-Stück.

Nicht weniger begeisterte danach Kornelia Brandkamp vom Deutschen Symphonie-Orchester mit dem Solo im Flöten-Concertino von Cécile Chaminade (1857–1944). Auch das ist ein fröhliches, sommerlich heiteres, unterhaltsames Werk. Mit weichem Klang, exzellenter Atemtechnik und ohne spröde Spitzentöne vorgetragen, funkelte das mit schwelgerischen Episoden reich versehene Stück facettenreich und kurzweilig. Zurückhaltend wurde die Solistin begleitet, doch spielte sie leise, oder schwieg gar, dann drehte das Orchester, wie von der Leine gelassen, auf.

Originell war die Lesart des in neoklassizistischer Manier verfassten Flötenkonzerts von Jacques Ibert (1890–1962), dessen drei Sätze sich die drei Solisten teilen. Leidenschaftlich bis kapriziös, tänzerisch beschwingt bläst Kornelia Brandkamp den sonnendurchglühten Allegro-Satz, während Eric Kirchhoff mit kantilenenseligen Bögen dem ruhig fließenden Andante-Melodienstrom die Akzente setzt. Beim rhythmisch antreibenden Finale ist Matthieu Gauci-Ancelin erneut ganz in seinem Virtuosenelement. Als Zugabe wählt er übrigens Debussys „Syrinx“-Solo, Kirchhoff die „Sarabande“ von Bach. Die dritte Zugabe, ein beschwingter Satz aus Jacques Castérèdes „Flöten auf Urlaub“ spielten die drei dann gemeinsam. Peter Buske

Peter Buske

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