Kultur: Drei so verschiedene Freunde Filmgespräch in den Thalia Arthouse Kinos
Flachsend werfen sich die beiden Jungschauspieler Jacob Matschenz und Robert Gwisdek gegenseitig die Worte um die Ohren, als sie von Theaterleiterin Christiane Niewald nach ihren aktuellen Plänen befragt werden. Eine ernstzunehmende Antwort ist allerdings nicht mehr zu erwarten – sicher verursacht durch den Verlauf dieses sonntäglichen Filmgesprächs in einem der Säle des Thalia Kinos, in dem gerade die Vorpremiere des bereits bei der diesjährigen Berlinale gefeierten Kinodebüts „Renn, wenn du kannst“ gelaufen ist.
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Flachsend werfen sich die beiden Jungschauspieler Jacob Matschenz und Robert Gwisdek gegenseitig die Worte um die Ohren, als sie von Theaterleiterin Christiane Niewald nach ihren aktuellen Plänen befragt werden. Eine ernstzunehmende Antwort ist allerdings nicht mehr zu erwarten – sicher verursacht durch den Verlauf dieses sonntäglichen Filmgesprächs in einem der Säle des Thalia Kinos, in dem gerade die Vorpremiere des bereits bei der diesjährigen Berlinale gefeierten Kinodebüts „Renn, wenn du kannst“ gelaufen ist.
Der Film, beachtliches Erstlingswerk von Jungregisseur Dietrich Brüggemann, thematisiert die problematische Konstellation dreier Mittzwanziger, deren Wege sich durch einen Zufall kreuzen. Jacob Matschenz in der Rolle des Zivis Christian ist auf dem Weg zu dem im Rollstuhl sitzenden Ben, gespielt von Robert Gwisdek, den er die nächsten sechs Monate betreuen wird. Unterwegs wird er beinahe von Anna Brüggemann alias Annika überfahren, die gerade auf dem Weg zum Cellovorspiel ist.
Die drei werden Freunde, doch Gefühle und Ängste verkomplizieren eine Verbindung, die besonders von ihrer Authentizität und ihren Brüchen lebt. Der Regisseur hat einen Blick für sensible Momente und scheut sich nicht, auch Verstörendes vor die Kamera zu holen. So gelingt eine sehr reale Darstellung des behinderten Ben, die vor allem von der schauspielerischen Leistung Robert Gwisdeks abhängt, für die er den Filmkunstpreis für „Besondere Einzelleistung“ bekam.
Im Gespräch nach der Vorbereitung auf seine Figur befragt, ist Robert Gwisdek ganz in seinem Element, als er die verschiedenen Variationen der von ihm zu spielenden Rolle beschreibt, für die ihm zwei Rollstuhlfahrer mit unterschiedlichem Behinderungsgrad für Fragen und Antworten zur Seite standen. Den Zynismus, mit dem er Ben verkörpert, hat er glücklicherweise im realen Leben wieder ablegen können, und so liefern er und Kollege Robert Matschenz sich ein unterhaltsames Gesprächsduell, in das auch die Zuschauer immer wieder eingreifen.
Schnell wird klar, dass dieser Versuch eines Filmgesprächs eher zur Wohnzimmerunterhaltung gerät. Das anwesende Publikum besteht augenscheinlich aus interessierten Filmlaien, die von der Problematik der Behindertenintegration angesprochen scheinen. Gemeinsam wird daher der Blick dafür aufgemacht, dass dies nicht in erster Linie ein Integrationsfilm ist, sondern die emotionale Beziehung dreier junger Menschen fokussiert wird.
Lachend reagieren die beiden auf die etwas unverblümte Aussage einer Zuschauerin, die Anna Brüggemann wegen ihrer Naivität und Unschuld für fehlbesetzt hält. So gerade heraus werden sie sicher nicht oft gefragt, aber ihre Antwort bleibt souverän, auch aus Respekt vor der Schauspielerkollegin.
Diese musste leider, ebenso wie ihr Bruder, der Regisseur Dietrich Brüggemann, die Einladung für dieses Filmgespräch absagen, da die beiden mit „Renn, wenn du kannst“ gerade zu Gast auf einem Filmfestival in Serbien sind. Diese positive Resonanz vor dem offiziellen Filmstart lässt bereits darauf schließen, dass dies nicht ihre letzte Einladung gewesen sein wird. Andrea Schneider
Offizieller Kinostart von „Renn, wenn du kannst“ ist der 27. Juli
Andrea Schneider
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