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Kultur: Drinnen ist nicht gleich draußen „Down by the river“ im „nachtboulevard“

Vielleicht wäre es besser geworden unten am Fluss, „Down by the river“. Die Musiker auf der Seebühne oder im Garten der „fabrik“, alles ein wenig entspannter und nicht ganz so steif.

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Vielleicht wäre es besser geworden unten am Fluss, „Down by the river“. Die Musiker auf der Seebühne oder im Garten der „fabrik“, alles ein wenig entspannter und nicht ganz so steif. So aber geriet der Ableger des Berliner Down by the River-Festivals am Sonntag in der Reithalle beim „nachtboulevard“ des Hans Otto Theaters etwas unmotiviert und fand wieder einmal vor viel zu kleinem Publikum statt. Dabei war die New Yorker Singersongwriterin Phoebe Kreutz, Puppenbeauftragte der Sesamstraße, nicht zum ersten Mal in der Reihe zu Gast und hatte bereits mit ihrer unkonventionellen offenen Art überzeugen können. Aber Sonntag ist Sonntag, Winter ist Winter und drinnen ist nicht gleich draußen.

Das machte vor allem Toby Goodshank zu schaffen, der den Abend musikalisch eröffnete. Goodshank war sichtlich irritiert vom Charakter des Abends. Leicht abwesend stand er da mit seiner Gitarre und spielte etwas lustlos seine Songs. Eigentlich war das ganz reizvoll, ahnte doch sogar der des Englischen nicht ganz so Kundige, dass diese voller Hintersinn und Nonsens steckten und irgendwie zu seinem leicht nerdigen Auftritt passte. Aber auch, nachdem Partnerin Stine oder der Trompeter Matt Colbourn, der vor allem Phoebe bei ihren Folkarrangements begleitete, ihn auf der Bühne unterstützten, wollte der Funke nicht so richtig überspringen. Eine charmante Bitte um Zugabe gab es trotzdem und Toby Goodshank schaffte sich kurzerhand selbst die etwas entspanntere Straßenmusiksituation, indem er näher ans Publikum rückte und das Mikro einfach ignorierte.

Der eine ging, die andere kam. Und bewies eine deutlich höhere Toleranzschwelle. Aufgeräumte Begrüßung, lockeres Geplänkel und eine überraschende Bandbreite an stimmlicher Farbe zeichneten das Konzert von Phoebe Kreutz aus. Herrlich lakonisch sang sie von abgelegten Liebhabern, gestandenen Cowgirls oder den Beatles, die sie aber eigentlich nur zu Hilfe nahm, um einem Unbekannten eine Liebeserklärung zu machen.

Belesen war sie auch noch, plänkelte kurz über die Biografie von Keith Richard und startete gleich darauf einen Song über die Rolling Stones. Matt Colbourn unterstützte stimmlich und mit der Trompete und rundete ein kleines, aber feines Konzert ab, an dessen Ende die komplette musikalische Crew auf der Bühne stand und herrlich unverstellt einen Song über Gorilladame Koko darbot, deren Versuche, die Zeichensprache zu lernen, man auf unzähligen Youtube-Videos verfolgen kann. Andrea Schneider

Andrea Schneider

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