Kultur: Durch die Nacht
Twana Rhodes zum Abschluss der Frauenkulturtage im Waschhaus
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Twana Rhodes zum Abschluss der Frauenkulturtage im Waschhaus Irgendwoher aus dem Bühnenraum kommt ein rhythmisches Klopfen, das Twana Rhodes in swingende Bewegungen überführt. Der Schlagzeuger ist es nicht, der Bassist steht still, auch von Piano kein Ton. Sie selbst ist es, die den Takt vorgibt, fast unmerklich, mit dem Absatz ihrer Schuhe. Mit denen steht die texanische Jazzsängerin bei ihrem Konzert am vergangenen Freitag im Waschhaus fest auf dem Boden – eine Stabilität, die es ihrer Stimme erlaubt, hoch hinaus zu gehen und in warmen Tiefen zu versinken, auszuschwirren, sich zu entfalten und wieder zurück zu finden. Ihre Songs kommen nicht einfach aus dem Bauch, sondern aus einer inneren Mitte, die sich Twana Rhodes mühevoll erarbeiten musste. Und genau das veranlasste die Initiatorinnen der Frauenkulturtage, die heute in Berlin lebende Sängerin zu ihrem Festival nach Potsdam einzuladen. Sieben lange Jahre hat Twana Rhodes sich mit ihrem Album „Thru the Night“ herumgequält – eine anstrengende, entbehrungsreiche Zeit, in der das Licht am Ende der Nacht drohte außer Sichtweite zu geraten. Die junge Sängerin, die in Amsterdam Musik studierte, schrieb alle Stücke selbst und verarbeitete in ihren Texten, was sie während des schwierigen Schaffensprozesses erlebte, fern von zu Haus, ohne wirtschaftliche Absicherung und gegen den Willen ihrer Eltern, die die gelernte Marketingfachfrau lieber im Geschäftsleben sähen als in der unsteten Musikerwelt. Die Tochter hatte sich durchgesetzt und später doch lernen müssen, dass Musik und Geschäft auch irgendwie zusammengehören, obwohl es sie fast zerreißt. Nun aber ist die CD auf dem Markt, erntet respektvolle Kritiken, auch in ihrer Heimat, und endlich kommt die lange verwehrte Anerkennung aus dem Elternhaus. Das gewonnene Selbstbewusstsein strahlt aus der Sängerin heraus. Auf der Bühne gibt sie den Takt an. Der solistische Part ist eindeutig ihr vorbehalten. Es gibt keine Zwiegespräche, wie sonst im Jazz, und kaum Improvisationen. Die manchmal hin zum Bluesrock wechselnden Kompositionen, stilsicher umgesetzt von der sorgfältig zusammengestellten Band, erzählen die Song-Geschichten von Twana Rhodes musikalisch weiter, mit all den Wendungen, dem plötzlichen Innehalten, dem Wechsel des Rhythmus“. Dabei haben auch die Musiker durchaus Gelegenheit, solistisch in Erscheinung zu treten, so Gitarrist Kai Brückner mit seinen dramatischen Zuspitzungen oder Felix Wagner, der am Piano manchem Song ein versonnenes Nachspiel beschert. Berührend auch, wie Thomas Koch am Bass die Poesie der Geschichten verinnerlicht und den Balladen jene Tiefe gibt, in der sich die Stimme von Twana Rhodes verlieren kann. Es ist Musik zum Zuhören, nicht zum Tanzen. Für eine entspanntere Atmosphäre hätte das im Waschhaus nicht ganz typische Publikum der Frauenkulturtage sicher gern an Tischen gesessen.
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