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Cherubini zur Eröffnung. Die „Vocalise“ beginnen am kommenden Sonntag. Mit dabei: Der Neue Kammerchor Potsdam.

© promo

Kultur: Durch ein langes Jahrhundert

Die „Potsdamer Vocalwochen“ widmen sich in diesem Jahr der Romantik

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Ein Jahrhundert soll durchmessen werden, das länger ist als nur 100 Jahre. Durchmessen mit sieben Konzerten im Rahmen der diesjährigen „Vocalise“. Der Titel auf dem bekannten Faltprogramm mit den beiden singenden Scherenschnittgesichtern weist schon die Richtung, wenn dort steht: „romantisch ...“.

Es ist das 19. Jahrhundert, dem sich die „Potsdamer Vocalwochen“ widmen, die am kommenden Sonntag mit dem Eröffnungskonzert unter dem Titel „Cherubini-Requiem“ in der Erlöserkirche beginnen. „Das lange 19. Jahrhundert“, wie Ud Joffe, Gründer und künstlerischer Leiter der „Vocalise“, betont. Denn was Joffe zusammen mit dem Neuen Kammerchor und dem Oratorienchor Potsdam, mit dem Ensemble Vocalise und dem Neuen Kammerorchester Potsdam zur Aufführung bringen will, reicht von der klassischen Romantik über die Spätromantik bis hin zu den Anfängen der Moderne. Dazu Gastauftritte des Brandenburgischen Staatsorchesters Frankfurt und des hoch gelobten Ensembles Amarcord.

Verdi und Cherubini mit ihrem italienischen Operntemperament. Brahms mit seinen Liebeslieder-Walzern und Zigeunerliedern. Fauré, der in seinem Requiem nicht mehr eine höhere Macht bemüht, sondern nach einer menschlichen, einer individuellen Lösung sucht. Dann Mahler mit seinem Spätwerk, dem großen sinfonischen Liederzyklus „Lied von der Erde“ – in Potsdam in der kammermusikalischen Version zu erleben –, in dem er sich von bekannten musikalischen Strukturen und Formen löste und so schon auf die Anfänge der neuen Musik im 20. Jahrhundert verwies. Und natürlich Mendelssohn-Bartholdy, dessen „Elias“ im Rahmen der diesjährigen „Vocalise“ in ungekürzter Fassung zum Abschluss an zwei Abenden zu erleben sein wird.

Es ist ein weiter Bogen, den Ud Joffe in den beiden „Potsdamer Vocalwochen“ spannen will. Ein Bogen, der mit dem langen 19. Jahrhundert ein vokales Jahrhundert umfasst, so Joffe. Es ist die Zeit der Hausmusiken und der Gesangsvereine, die in diesem Jahrhundert in Vielzahl gegründet wurden. Das Lied, hier vor allem das Volkslied, fand in seiner emotionalen und weniger rhetorischen Interpretation immer mehr Anhänger. Und es ist diese Liebe zum Lied, zum gesungenen Wort, die auch heute noch die Menschen in die Konzerte führt, so Joffe. „Als Laie findet man oft viel leichter den Zugang zur Musik über das Singen als mit dem mühsamen Erlernen eines Instruments.“ Und das da ein Interesse nicht nur am Singen, sondern vor allem auch am Hören ist, zeigen ihm die Zuschauerzahlen, die in den vergangenen Jahren konstant zwischen 2500 und 3500 lagen. Die „Vocalise“, gegründet 2001, ist ein fester Bestandteil im musikalischen Leben dieser Stadt, da ist sich Joffe sicher. Denn Potsdam sei längst eine „vokale Stadt“. Dirk Becker

Dirk Becker

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