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Kultur: Durch Zeiten und Stile

Adventskonzert mit dem coro campanile in der Friedenskirche Sanssouci

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Musikalische Andachten zum Advent haben in der Friedenskirche eine lange Tradition. Zu Ostzeiten machten sie dezent darauf aufmerksam, dass die Ankunft Jesu bevorstand, ob das den Herrschenden gefiel oder nicht. Heute sind solche „Konzerte zum Advent“ längst Standard. Es geht hin, wer da mag. So auch als Matthias Jacob mit einigen Solisten und dem noch jungen coro campanile ein umfangreiches wie farbiges Repertoire zum Anlass präsentierte. Es eilte in andächtig-innerer Stille durch Zeiten und Stile, bot mit Michael Praetorius und Samuel Scheidt Kompositionen aus Renaissance respektive Reformationszeit, ließ weder Pachelbel noch Brahms aus, von den Jüngeren nicht Willi Träder noch Wolfgang Stockmeier aus dem letzten Jahrhundert. A-cappella-Klänge gab es neben einem schönen Orgelprogramm mit Werken von Buxtehude, Reger und dem alten Bach, Choral neben Lied oder Duett mit Positiv-Begleitung.

Der Chor war mit sechs Damen und vier Herren besetzt, ausreichend, um auch die schwierigeren Kompositionen wie Johann Eccards „Übers Gebirg Maria geht“ oder Johannes Brahms“ „O Heiland. reiß die Himmel auf“ zu bewältigen. Bei Heinrich Schütz („Tröstet mein Volk“) schien das nicht ganz gelungen, aber Konzert hin, Andacht her, das Gedenken an die freudige Erwartung Jesu sollte stets im Vordergrund bleiben, entsprechend war die Literatur ausgewählt.

Hier aber liegt wohl der casus knaxus dieses Konzerts. Es zwang ein wenig dazu, zwischen der technischen Bewälti- gung und dem ästhetischen Ausdruck zu trennen. Heißt Advent nicht „freudige Erwartung“ und ist das Evangelium nicht eine „frohe Botschaft“? Matthias Jacob ließ Praetorius“ „Morgenstern“ mit großer Verhaltenheit heraufdringen, auch Josef Gabriel Rheinbergers Advents-Motette „Prope est Dominus“ war dem Gemüt viel näher als dem Sitz der Freude im Menschen. Erst am Schluss hellte sich die Stimmung auf. Das von einem Positiv begleitete und als Terzett sehr schön gegebene „Vom Himmel hoch, da komm ich her“ (Johann Hermann Schein) und „Lieb Nachtigall, wach auf“ von Willi Träder waren freilich etwas späte Weckrufe. Was gäbe es denn Schöneres als Freude? Sie soll, sie will man in dieser Zeit spüren!

Während der coro campanile also gelegentlich den Eindruck erweckte, sich der Literatur nur zögerlich zu nähern, so sind die solistischen Leistungen durchweg zu loben. Die Sopranistinnen Kristiane und Anne Krauß waren nicht nur dem gemeinsamen A-cappella-Gesang eine Stütze, sie brillierten bei Samuel Scheidts „Hosianna dem Sohn David“ auch im Duett, wie Markus Schütte seinen warmen Bariton in dem Choral-Anthem „A Spotless Rose“ (Herbert Howells) vorstellen konnte. In Scheins „Nun komm, der Heiden Heiland“ sangen sie als Terzett sehr überzeugend. Ganz lebendig „schilderte“ die Altistin Britta Held mit Giovanni Battista Bassanis „Nascere, nascere, dive puellele“ die Geburt des Kindes.

Die drei Orgelparts, von der Empore gegeben, entsprachen in ihrer emotionalen Stärke ganz dem Charakter des Organisten, dreimal „Nun komm, der Heiden Heiland“, Bux-WV 211, Regers op. 67.29 und BWV 659 - ein gelungenes Zwischenspiel.Gerold Paul

Gerold Paul

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