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Kultur: „Durchforschet die Schrift“ Arche-Vortrag über

den Bethlehem-Stern

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Die Bibel ist voller Wunder. Sie zu ergründen, ist der Christ durch das Jesus-Wort „durchforschet die Schrift“ oder „suchet, so werdet ihr finden“ immer wieder angehalten. Am vorletzten Abend im „arche“-Jahr war der Potsdamer Kaplan Hansjörg Blattner mit dem Auftrag betraut, über den Bethlehem-Stern zu reden, jenes Himmelsereignis, welches aller Welt die Geburt Jesu anzeigte und die morgenländischen drei Weisen veranlasste, zur Krippe des Kindes zu pilgern, es dort anzubeten und sich ihm zu unterwerfen. Durch diesen Stern erkannten sie nicht nur den Weg, sondern auch sein göttliches Wesen. Was wurde darüber nicht schon alles gesagt und geschrieben.

Als Reflex auf sein Erststudium in der Naturwissenschaft zeigte der Referent anfangs eine astronomische Computersimulation jener Tage: Dort standen der Königsstern Jupiter und Saturn („Stern der Juden“) im Zeichen der Jungfrau fast deckungsgleich beieinander – etwa die gesuchte Erscheinung? Eine von vielen „unbewiesenen“ Thesen, so Blattner. Andere versuchten, den Stern zu Bethlehem mit einem Kometen oder gar eine Supernova zu erklären. „Es steckt mehr dahinter“, meinte er geheimnisvoll – und brach seinen Himmelsexkurs kurzerhand ab. Vielleicht war das falsch, sein Zitat aus dem Römerbrief hätte gewiss etwas mehr Beachtung verdient. Paulus sagt darin sinngemäß: Was man von Gott erkennen kann, sei den Heiden seit Erschaffung der Welt längst offenbar, und genau dies trifft auch auf die drei Morgenländer zu. Hier hätte sich ein gutes Stück noch weiterforschen lassen. Weil der Kaplan den geheimnisvollen Stern aber weder mit seiner Himmelskunde noch mit der Bibel zu fassen wusste, verließ er bald die heilige Schrift.

Er wandte sich anhand von Sekundärquellen der Frage zu, was dieses Himmelslicht denn eigentlich „für uns zu bedeuten“ habe. Etliche Päpste und Kirchenväter äußerten sich dazu, gleichwohl bei den Katholiken Ostern das „Hauptfest“ ist. Von Leo dem Großen aus dem 5. Jahrhundert über den unvermeidlichen Augustinus bis zu Kardinal Meißner in Ostzeiten („Wir folgen keinem anderen Stern als dem von Bethlehem“) kam so mancher zu Wort. Dazu hörte man jede Menge Katechismus und Auslegung: Weihnachten sei die „Geburt des Hauptes (Jesus) und des Leibes (Gemeinde)“, ja der „Geburtstag des Menschen“, und dass „wir in der gleichen Situation wie Maria“ seien, was die Befruchtung mit Geist von oben betrifft.

Lobpreis und Dienen hießen die Früchte, welche der Mensch seinem Gott zurückgeben solle. Letztlich sei der Stern, welcher in Bethlehem aufging, wichtiger als jener darüber am Himmel. Hätte der Kaplan das alles doch mit seinen eigenen Worten gesagt! Er merkte ja selbst, wie „holprig“ und suchend sein Vortrag geriet.

Die Diskussion war lebhaft und anteilnehmend, „arche“-Chef Rainer Roczen baute goldene Brücken zwischen den wenigen Hörern und dem Rednerpult. Das Geben und Nehmen reichte von antiker Sternenkunde über die Weisheit des Schenkens („Jesus ist das größte Geschenk“) bis ins Aktuelle. Gelächter brach aus, als jemand den Politikerspruch zitierte, wonach ein solches Fest nur feiern dürfe, wer seine Kirchensteuern bezahlt hat. Sonst hielt sich der „arche“-Abend eher lau, die Schrift war zu wenig erforscht. Es kann ja nicht alles gelingen. Man tröstete sich, dieser Vortrag habe zumindest einen „Impuls“ setzen können.Gerold Paul

Gerold Paul

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