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Kultur: Dvoraks Zuversicht in der Trauer Singakademie sang

Dvoraks Stabat mater

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Der Text des mittelalterlichen Gedichts über die trauernde Gottesmutter vor dem Kreuz (Stabat mater - da stehet die Mutter) hat von jeher Komponisten angezogen. Bekannt sind bis heute über 220 Stabat-mater-Werke. Die Singakademie Potsdam unter der Leitung von Edgar Hykel hat nun die Vertonung des „Stabat mater“ von Antonin Dvorak im Nikolaisaal zu Gehör gebracht. Dieses opulent-lyrische Werk erlebte 1884 in London eine prachtvolle Aufführung mit einem Riesenorchester mit 24 ersten Geigen und 16 Kontrabässen sowie einem Chor mit 850 Sängern. Dvorák war begeistert. Der Nikolaisaal besitzt zwar nicht ganz die Dimensionen der Londoner Royal Albert Hall (12000 Zuhörer), bildete aber auch einen passablen Rahmen für Dvoráks bekanntestes geistliches Werk. Es zeichnet sich durch die musikalische Pracht voller Melodienreichtum und Rhythmik aus. Eingängige Melodien, leuchtende Harmonien und orchestrale Klangfülle, die typisch sind für Dvoráks Werke, verleihen auch diesem geistlichen Opus besonderen Reiz. Stellenweise wirkte die Musik, zumal in der beschwingten Interpretation durch das Filmorchester Babelsberg geradezu tänzerisch bewegt.

Der schwelgerische Gesang von Chor und Solisten stattet den andächtigen Gebetstext stellenweise mit so viel schmelzendem Sentiment aus, das man sich genauso gut in einer k.u.k. Oper wähnen könnte. Der Sinfonische Chor der Singakademie Potsdam mit ihren rund 100 Sängerinnen und Sängern bringt diese Klänge vortrefflich zum Schimmern und Strahlen. So wird der Chorsatz „Eia mater, fons amoris" in gegenseitigem Wechselgesang zwischen Damen und Herren zu glutvoll wogenden Klangkaskaden gesteigert. Fast walzermäßig schwingen Chor und Orchester im „Tui nati vulnerati“ – heiter und zuversichtlich klingend. Ein besonders gelungenes Exempel gleichmäßig strahlenden Gesangs gibt die Singakademie beim „Virgo virginum". Heiliger Ernst spricht auch aus den großen Arien, die einige Glanzlichter setzen. Mit etwas engem Tenor setzt Manfred Wulfert eher herbe Akzente. Durchdringend bis in die tiefen Register strömt der Bassbariton von Bernd Hofmann dahin, so im dunkel-sonoren „Fac ut ardent“. Die Sopranistin Anita Bader läßt ihre Stimme gleißen und aufleuchten. Gabriela Popescus Altstimme schimmert wie Bronze, prangt bravourös im „Inflammatus“, das vom Orchester stetig voran gedrängt wird. Die lockere, rhythmisch betonte Spielweise des Filmorchesterss Babelsberg setzt ganz eigene Akzente, siedelt Dvoráks Stabat mater fern von weihevollen Ernst an und erfüllt es mit pulsierendem Leben. Edgar Hykel erwies sich einmal mehr als souveräner Chorleiter, der die Talente seiner Sänger sehr gesteigert hat.

Babette Kaiserkern

Babette Kaiserkern

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