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Kultur: Effektvolles Tanzen mit Elfen

Duo Rubin bei den „Potsdamer Hofkonzerten“

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So schnell sieht und hört man sich also wieder. Vor knapp einer Woche traten die Pianistin Gabriela Gonda-Khen und der Cellist Ithay Khen (unter dem verkürzten Vornamen Hay) als Solisten im Konzert des Kibbuz-Jugendsinfonieorchesters Israel in der „Blechbüchse“ am Alten Markt auf, nun bestritten sie als Duo Rubin am 2. Advent ein „Potsdamer Hofkonzert“ mit virtuosen Werken der Romantik.

„Tanzen mit den Elfen“ nennt sich die nachmittägliche Vortragsfolge im Schlosstheater im Neuen Palais, die in der ernüchternden Spiegelwanddekoration der abendlichen „Titus“-Vorstellung stattfindet. Kontrastreich geht es dabei zu. Virtuoses Saitengezwitscher und rasante Zweiunddreißigstel-Läufe vermitteln den Eindruck, wie sich der böhmische Kammervirtuose und Violoncellokomponist David Popper (1843-1913) einen „Elfentanz“ vorstellt. Ithay Khen spielt die Piece aus lockerem Handgelenk überaus brillant. Die Nähe zur Salonmusik seligen Angedenkens ist unüberhörbar. Zur Entspannung folgt eine Elegie von Gabriel Faure (1845-1924), in der sich der Cellist mit großem und vibratoreichem Ton vernehmen lässt. Leider ist sein Bogenstrich nicht von jener Gleichmäßigkeit, die für ein seelenerwärmendes Saitensingen erforderlich wäre. Den dramatischen Aufwallungen vermag er mit spielerischer Robustheit zu entsprechen. Das Klavier findet sich auch hier in der Assistentenrolle wieder.

Zur „Träumerei am Meeresufer“ lädt wenig später Jacques Offenbach (1819-1880) ein. Hier findet das Duo endlich zu einem gefühlvollen Musizieren – wie es der Name des Stücks verheißt. Zärtliches Nachsinnen bestimmt die imaginäre Szene. Dem Gefälligen folgt eine galoppierende musikalische „Schlittenfahrt“, ein hübsches Genrestück aus des Operettenmeisters Feder mit frivolem Anstrich. Dem Unterhaltsamen folgt eine Paganinische Paradenummer zum effektvollen Vorführen von Technik: die „Variation auf einer Saite“ (der in a). Natürlich beherrscht Ithay Khen, unterstützt von der Pianistin, die diversen Tempo- und Rhythmusverschiebungen, die unmerklichsten Notenwertveränderungen, den differenzierten Bogenstrich und -andruck. Ein artistischer Kitzel stellt sich ein.

Den versteht auch der gastsolistische Geiger Zoltan Almasi (Berliner Philharmoniker) in der „Caprice Basque“ von Pablo de Sarasate (1844-1908) zu erzeugen. Herz, Schmerz und Lebenslust eines Zigeunerprimas scheinen hierbei fröhliche Urständ zu feiern. Klar ist der Ton, rhythmisch draufgängerisch das Zurschaustellen geradezu akrobatischer Saiteneskapaden: Doppelgriffe, Flageoletts, gleichzeitiges Zupfen und Streichen, Tremolo

Als wesentlich Gehaltvoller entpuppt sich Felix Mendelssohn Bartholdys Klaviertrio d-Moll op. 49. Im dramatischen Zugriff deuten es die Musiker aus, wobei es scheint, als würden zwei Faune (Violine und Cello) um die Gunst von Elfen (Klavier) werben. Der Leidenschaft des Kopfsatzes folgt ein liedhaftes Andante voller Expression, jedoch auch wieder nur als Zwiegesang der Streichinstrumente. Das Klavier gehört in seiner Verinnerlichung erneut nicht zum Gespräch dazu – ein vom Komponisten beabsichtigter Einfall. Leichtfüßig, geradezu keck tritt das Scherzo auf den Plan, elegant bis kapriziös das Finale, das sich den pathetisch-dramatischen Ausdruck des Anfangs zurückgewinnt. Dem soliden Tanzen mit den Elfen fällt freundlicher Beifall zu. Peter Buske

Peter Buske

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