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Kultur: Eier im Konzert

Das Junge Orchester spielte „Das hässliche Entlein“

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Endlich platzen die Eier. Plong, plong, plong, plong klingen die Holzglocken. Sechs kleine Entenküken schlüpfen. Nur das siebte Ei, das will und will nicht zerspringen. Dabei sitzt darin der Protagonist: das hässliche Entlein. „Das ist ja gar nicht hässlich, das wird ein schöner Schwan“, ruft ein Kind aus dem Publikum. Die Kinder sind mit ihren Kindergartengruppen zum Konzert des Jungen Orchesters gekommen. Das T-Werk in der Schiffbauergasse ist bis auf den letzten Platz besetzt. Und trotzdem bleibt es im Auditorium meist erstaunlich ruhig, obwohl die jüngsten Zuhörer kaum vier Jahre alt sind.

Sie folgen der Musik, scheinen die Bilder zu sehen, die die jungen Musiker aus der Städtischen Musikschule Johann Sebastian Bach mit ihren Instrumenten malen. Den Bauernhof, die Wiese, der Wald dahinter, den See darin. Es gluckst aus dem Orchester. Im Entennest hat sich das hässliche Entlein durch die Eierschalen gepickt – Sprecher Maximilian Angerstein leiht ihm seine Stimme. Er liest das Märchen von Hans Christian Andersen, zu der der Schweizer Andreas Pflüger die Musik komponiert hat.

Manchmal allerdings behindern sich gesprochener Text und Musik gegenseitig. Die Musik übertönt die Worte und umgekehrt. Schade, denn die jungen Künstler spielen sehr ambitioniert. Die Kinder werden in diesen Momenten unruhig, beginnen auf den Stühlen zu klettern und an ihren Sitznachbarn herumzuzupfen. Leichter ist es für sie, wenn musikalisch Pausen gesetzt werden und Maxmilian Angerstein das Märchen allein erzählt. Seine Höchstleistung erreicht der Sprecher, als er die anderen Tiere über das graue Küken lästern lässt. Er mimt perfekt eine Nachbarsente, ein altes Tratschweib. Das Küken sehe garstig aus, meint es. Und nicht einmal seine Geschwister wollen mit ihm spielen.

So zieht das Vogeljunge begleitet vom Kammerorchester aus, um Tiere zu finden, die es akzeptieren. Irgendwann erreicht es ein altes Bauernhaus, die Geigen lassen die Türen quietschen. Die Bäuerin will den Vogel aufnehmen, in der Hoffnung, dass er ihr Eier schenken werde. Doch wie überall wird das hässliche Entlein auch hier nur geduldet. Irgendwann erfasst das ungeliebte Tier eine große Sehnsucht nach Wasser und es flieht an den See.

Dort endlich das große Finale, es sieht sein Spiegelbild im Wasser und entdeckt, dass es ein schöner weißer Schwan geworden ist. Die Kinder sind froh. Auch, weil das Stillsitzen nach einer Stunde ein Ende hat. Die jungen Musiker um Dirigent Patrick Braun und Sprecher Maximilian Angerstein erhalten viel Applaus.

Juliane Wedemeyer

Juliane Wedemeyer

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