Kultur: Eifersucht auf die Toten
Christian Brückner liest in Villa Quandt James Joyce
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Es wird gesungen und getanzt auf diesem Ball der Morkan-Schwestern. Auch Gabriel Conroy ist mit seiner Frau Gretta unter den Gästen. Gabriel hält eine Rede zu Ehren der einladenden Tanten. Doch Gretta kann sich offensichtlich nicht recht amüsieren. Sie fühlt sich durch ein Lied an den todkranken Furley erinnert, der für sie starb. Nach kurzem Zögern erzählt Gretta erstmalig ihrem Mann von dieser einstigen Liebe. Gabriel reagiert eifersüchtig und misstrauisch, ahnte er doch bislang nichts von der Existenz dieses Mannes. Er glaubt zu erkennen, wie gering seine eigene Bedeutung für Gretta ist. Und sieht den Unterschied zwischen dem nahenden Alterstod der Morkan-Schwestern und dem heroischen Tod aus Liebe von Furley. Gleichzeitig wird ihm klar, wie sehr er Gretta liebt.
James Joyce war Mitte 20, als er die etwa fünfzigseitige Erzählung „Die Toten“ schrieb. Sie ist die letzte in seiner Sammlung von Erzählungen, die unter dem Titel „Dubliner“ 1914 erstmals erschien. Sie gilt als einer der wichtigsten Texte Joyce‘, in der der Autor auch eigene Familienangehörige und sich selbst porträtierte. Offensichtlich floss auch die Eifersucht auf einen frühen Verehrer seiner Frau ein, der jung an Tuberkulose verstarb.
Der deutsche Schauspieler und Synchronsprecher Christian Brückner – bekannt als deutsche Synchronstimme von Robert De Niro – liest am kommenden Sonntag um 18 Uhr den ungekürzten Text „Die Toten“ in der Villa Quandt. Er wird die scheinbare Fröhlichkeit des Festes heraufbeschwören, die Joyce als Kulisse menschlicher Begegnungen diente, vor der Einsamkeit, Ängste, Selbstzweifel und Sehnsüchte der Einzelnen zum Vorschein kommen. Jä
Lesung am Sonntag, dem 21. Oktober um 18 Uhr, im Brandenburgisches Literaturbüro, Villa Quandt, Große Weinmeisterstraße 46/47, Eintritt 8/erm. 6 Euro, Tel.: (0331) 2804103
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