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Kultur: Eigenwillig modern
„An Ives Songbook“ mit der Kammerakademie
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Obwohl er viele Lieder mit origineller und für ihn so typischer Klavierbegleitung geschrieben hat, ist Charles Ives vor allem wegen seiner Instrumentalmusik bekannt. Den Liedermacher Charles Ives hat nun die Kammerakademie in den Mittelpunkt ihres heutigen Konzerts „An Ives Songbook“ in der Reihe „KAPmodern“ im Foyer des Nikolaisaals gestellt. Ihm zur Seite steht in einer überraschenden Kombination der Komponist Hugo Wolf.
Hugo Wolf wird als der letzte Meister des romantischen Klavierlieds angesehen, der Einfluss Schuberts und Schumanns verbindet sich bei ihm mit dem von Wagner. Vergleicht man dagegen Charles Ives mit Arnold Schönberg, dessen Lebensdaten fast die gleichen sind, so treten die Besonderheiten des Komponisten Ives deutlich hervor: Während die europäische Avantgarde versuchte, im Sinne der Tradition stilistisch geschlossene Musik zu schreiben, prallen bei Ives unterschiedlichste Stilniveaus, verschiedenste Musiken unvermittelt aufeinander. Denn Charles Ives, der zwar an der Yale-Universität Musik studierte, dann aber auf Anraten seines Vaters einen konventionellen Beruf bei einer Lebensversicherung aufnahm, war als Komponist äußerst experimentierfreudig, den das Neue und Ungewöhnliche reizte. So finden sich in seinen 1891 geschriebenen „Variations on America“, in denen er die Melodie der britischen Nationalhymne variiert, Anleihen an den Flamenco. Das Ergebnis dieser Experimentierfreude sind eine Art Klangcollagen, bei denen sich ein ganz bestimmter „Ives-Sound“ einstellt.
Diesen „Ives-Sound“ und das Romantische in Wolfs Liedern will der britische Sänger Omar Ebrahim im Foyer erfahrbar, nachvollziehbar und fühlbar machen. Omar Ebrahim hat sich vor allem durch zeitgenössische Opernproduktionen in Glyndebourne, im Covent Garden und bei der Münchener Biennale einen Namen gemacht. Diese Lieder von Ives und Wolf sollen in der Konzeption des Dirigenten und Komponisten Sebastian Gottschick, dessen Partita für Flöte, Klarinette, Schlagzeug, Klavier, Violine und Violoncello ebenfalls auf dem Programm steht, zu einer Gesamtkomposition in einer einzigartigen Klangatmosphäre verschmelzen. Mit seiner Eigenkomposition bewegt sich Gottschick, der die Lieder für Gesang und kleines Orchester arrangiert hat, in dem für Charles Ives und Hugo Wolf typischen Klangkontinuum. D.B.
„An Ives Songbook“ beginnt heute um 20 Uhr im Foyer des Nikolaisaals. Der Eintritt kostet 15 Euro.
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