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Kultur: Eigenwillig „Preussische Quartette“

im Friedenssaal

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Man kann Wolfgang Hasleder getrost als eigenwillig bezeichen, denn das ist weniger als Kritik oder Schmähung, sondern vor allem als Kompliment gemeint. So hatte Hasleder im vergangenen Jahr in der Reihe „Harmonia Mundi – Musica Coelestis“ zu einem Abend mit ausgewählten Flötenkonzerten von Johann Joachim Quantz eingeladen. Was nicht unbedingt ungewöhnlich sein muss, sondern eher als Zeichen für die lokale Verbundenheit des aus Steyr in Oberösterreich stammende Geigers Wolfgang Hasleder mit seiner Wahlheimat Potsdam gesehen werden kann. Besagter Quantz hat schließlich viele Jahre als Kammermusiker am preußischen Hof gewirkt. Doch vor allem ist Johann Joachim Quantz als Flötenlehrer von Friedrich II. bekannt geworden. Der Preußenkönig, dessen 300. Geburtstag in diesem Jahr nicht nur in Potsdam ausgiebig gefeiert wird. Doch es spricht für Hasleders Eigenwilligkeit, dass er eben nicht, wie so viele andere, erst in diesem, Friedrichs Jubeljahr Quantz seine musikalische Ehre erweist. Und so ist es in diesem Sinne auch nur eigenwillig konsequent, wenn Wolfgang Hasleder zum ersten Konzert der Reihe „Harmonia Mundi – Musica Coelestis“ am Sonntag unter dem Titel „Preussische Quartette – Kronprinz Friedrich Wilhelm und das Streichquartett“ in den Friedenssaal einlädt. Nicht Friedrich II., sondern dessen ungeliebter Nachfolger steht hier im Mittelpunkt. Mit Verlaub, fast schon möchte man das eigenwillig genial nennen.

Vor sechs Jahren hat Hasleder „Die kleine Cammer-Music“ gegründet, seit vier Jahren bietet er mit dem Ensemble die Reihe „Harmonia Mundi – Musica Coelestis“ für Alte Musik an. Bisher vier Doppelkonzerte pro Jahr, in diesem Jahr nur drei, fand eines immer an einem für diese Musik renommierten Ort wie der Friedenskirche oder dem Friedenssaal statt, das andere im Bürgerhaus am Schlaatz, sozusagen Neuland für diese Art von Musik.

Dass Wolfgang Hasleder seine diesjährige Konzertreihe ausgerechnet mit dem Kronprinzen Friedrich Wilhelm eröffnet, ist aber nicht als Affront gegen dessen großen Vorgänger zu verstehen. In solchen Kategorien denkt Hasleder nicht, der für seine Konzerte immer wieder auf Entdeckungsreise in die Archive und für deren Gestaltung auch nicht die üblichen Wege geht. So auch bei den „Preussischen Quartetten“. Bewusst hat er in der Ankündigung vom Kronprinzen gesprochen, bezieht sich also mit der Auswahl der Komponisten Carl Friedrich Abel, Luigi Boccherini, Ernst Wilhelm Wolf und natürlich mit Joseph Haydn auf die Zeit ab 1780, wo mit zahlreichen Widmungswerken für den begeisterten Cellisten Friedrich Wilhelm besagte Komponisten das Streichquartett am preußischen Hof etablierten. Da herrschte der Alte Fritz noch, dem ja noch immer gern unterstellt wird, an seinem Hofe sei musikalisch nur das Konservative geschätzt worden. Wie viel Neues möglich war, das zeigen die „Preussischen Quartette“. Und wer schon einmal eines der Konzerte mit der „Kleinen Cammer-Music“ erleben durfte, weiß, dass ihn virtuose und klangfeinste Musizierkunst erwartet. Dirk Becker

„Preussische Quartette – Streichquartette für Kronprinz Friedrich Wilhelm“ am morgigen Sonntag, um 17 Uhr, im Friedenssaal, Schopenhauerstraße 23. Der Eintritt kostet 14, ermäßigt 10 Euro. Kinder bis 15 Jahre haben freien Eintritt

Dirk Becker

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