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Den Friedrich gab sie auch. Rita Feldmeier in „Fritz!“.

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Kultur: Ein Abend für die Diva

Rita Feldmeiers Jubiläum in der Reithalle

Stand:

Geburtstagsgala des Potsdamer Hans Otto Theaters für Rita Feldmeier zur Vesperzeit am Sonntag. Schon im Foyer der Reithalle war vor lauter Publikum kein rechtes Durchkommen. Wer als Kollege, Fan, Freund oder heimlicher Verehrer auf sich hielt, war da; Sekt auf Kosten des Hauses gibt es ja auch nicht alle Tage. Recht eng und urgemütlich wurde es dann auch im Zuschauraum. Keiner, der da außen vor geblieben wäre, hier kamen ja gleich mehrere Jubiläen ganz wunderlich zusammen: der 60. Geburtstag der gebürtigen Rostockerin, und ihr 40-jähriges Bühnenjubiläum, deren größten Teil die Potsdamer seit 1976 mitverfolgen konnten.

Dem war wohl auch der erste Teil dieses emotionsbeladenen Feierabends gewidmet; nicht jeder Sechziger bekommt ja so eine Gala aus Glanz und schönen Worten. Viel war zu geben, viel zu nehmen. Am Anfang ein kleiner Fotofilm, die Jubilarin von Geburt her, dann in manchen Rollenspielen zeigend – der Schwerpunkt des Abends ward ja absichtsvoll auf Rita Feldmeiers Seite als Diva gelegt, à la Knef, Dietrich und so. Die Leute mögen das, sie brauchen Diven. Die Verehrte in ihrem langen Schwarzen tat das Ihre dazu, etliche Chansons jedweder Tonart und Stimmung, im Hintergrund wechselfarbenes Pastelllicht, das wirkte ungeheuer. Am Flügel Jörg Daniel Heinzmann, an der E-Gitarre Marc Eisenschink. Gut, nein: eher sehr gut geölt die Moderation von Michael Schrodt, der gesalbte Verse vortrug und ihr sogar einen Geburtstagskuchen buk, Rostocker Quarktorte!

Die Ehrungen kamen ihr von allen Seiten, aktive und passive Honneurs. Das Publikum war ja sowieso ob ihrer gekommen, ihr Gatte Achim Wolf trug seine Liebeserklärung vor, Kollegen hatten ein kleines Video gedreht, das zwar ziemlich öde Fragen, dafür aber originelle Antworten enthielt, dazu Briefe von außerhalb, als Überraschungsgast die beste Freundin Christel Leuner, die beim Gespräch mit Schrodt auch wenig von Substanz zu sagen wusste. Dafür nahm der Gatte Wolf den Moderator herrlich auf die Schippe. Alles wie Klein-Hollywood eben. Auch die Intendanz hielt eine Rede, freilich seltsam unkonzentriert, da konnte aus der Feldmeier schon mal ein Feldmeister werden, geschenkt. Rote Rosen sollte es regnen, alle waren furchtbar lieb, am natürlichsten schien noch Rita Feldmeier geblieben zu sein. Wo alles um sie herum nur lobte und pries, meinte sie ins Publikum, das Leben habe auch dunkle und schwere Seiten. Auch ihre Lieder erzählten auffallend viel davon. Eine notwendige Ergänzung, wohltuend.

Chansons also, mal frech und hell, mal tränendüster, Kurzausschnitte aus Film- und Theaterproduktionen, die Anfangsszene aus der Inszenierung „Fritz!“ mit Dreispitz und Stock, von ihr selbst gegeben. Und wieder Reden, viele schöne Reden. Das hätte glatt für eine Apotheose gereicht, aber ihr Publikum trug sie ja jetzt schon auf Händen. Als das Ensemble aus alten und neuen Kollegen mit je einer roten Rose zum Ständchen auf die Bühne kam, fiel sie ihm in einem sportiven Akt direkt vor die Füße.

Man lobte, dass sie trotz so langer Dienste weder Gelüste aufs Dschungelcamp noch abgehobene Ambitionen entwickelt habe, kollegial sei sie geblieben, spielverliebt und stets präzise, ein Vorbild den jungen Kollegen, schon deshalb, weil die vieles nicht mehr gelernt haben, was sie einfach kann. Statt Karriere und Ruhm habe sie immer nur die Bühne gewollt, das ist wohl wahr. Auch ein wahrer Wunschsegen prasselte auf sie hernieder, zum Beispiel „gute Rollen für die nächsten 40 Jahre“. Stehende Ovation zuletzt, bis sie gebieterisch sagte, nun sei genug geklatscht nach zwei solchen Stunden. Die vielfach Geehrte dankte mit schlichten bewegenden Worten. Ihren betagten Eltern ganz besonders, die mit im Saale waren. Als der Applaus gar kein Ende finden wollte, sagte sie strikt: „Da können Sie sicher sein, mit 90 steh ick hier nicht mehr!“ Gerold Paul

Gerold Paul

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