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Kultur: Ein „Altes Testament“ fürs Klavier Der Pianist Gianluca Luisi bei den Bachtagen

Der niederländische Schriftsteller Maarten’t Hart mit dem unverstellten frischen Blick auf Bachs „Das wohltemperierte Klavier“ machte die Erfahrungen, dass „kein anderes Werk, nicht einmal die Bibel, so eng mit meinem täglichen Dasein verwoben ist. Das Wohltemperierte Klavier ist mein tägliches Brot.

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Der niederländische Schriftsteller Maarten’t Hart mit dem unverstellten frischen Blick auf Bachs „Das wohltemperierte Klavier“ machte die Erfahrungen, dass „kein anderes Werk, nicht einmal die Bibel, so eng mit meinem täglichen Dasein verwoben ist. Das Wohltemperierte Klavier ist mein tägliches Brot.“ Andere stellten fest, dass die Sammlung von Präludien und Fugen das „Alte Testament der Klavierliteratur“ sei. Mit großer Leidenschaft beschäftigt sich wohl auch der italienische Pianist Gianluca Luisi mit dem Klavierwerk Bachs. Dabei steht „Das Wohltemperierte Klavier“ ganz oben.

Luisi war am Sonntag Gast der Bachtage Potsdam. Er musizierte in einer prachtvoll sanierten und restaurierten Villa in der Großen Weinmeisterstraße, die der Industrie- und Handelskammer Potsdam gehört. Der große Raum, der sich an diesem Abend als Konzertraum verwandelte, war von kühler und unnahbarer Konferenzatmosphäre bestimmt. Luisi vermochte jedoch mit seinem Musizieren für eineinhalb Stunden frische Luft in die Villa zu bringen.

Der international bekannte Pianist wusste mit seinem reinen Bach-Programm sehr für sich einzunehmen. Mit sieben Präludien und Fugen aus beiden Teilen des „Wohltemperierten Klaviers“ sowie mit den Französischen Suiten in d-Moll BWV 812 sowie in G-Dur BWV 817 erlebten die Zuhörer, wie Luisi die Werke mit rhetorischem Sinn und einem Reichtum an Klangfarben auszustatten vermochte. Warm und voller Klarheit war sein Anschlag auf dem Bechstein-Flügel. Seine Tongebung war federnd, dann wieder abgeklärt, weich und voller Ruhe, der musikantische Zugriff oftmals von Elektrizität durchpulst.

Gianluca Luisi beleuchtete und befühlte die Töne von allen Seiten. Jedes Detail wurde liebevoll modelliert. Dadurch blieb das musikalische Geschehen immer nachvollziehbar, selbst dann, wenn Bach die Stimmen zu einem dicht gewobenen Frage- und Antwortspiel verzahnt und mit Verzierungen umrankt.

Der Pianist behielt stets den Überblick und wirkte in keinem Augenblick als Dozent, der man bei diesen Werken schnell werden kann. Er vermochte dem Hörer den großen Reichtum und die vielschichtigen Schönheiten der Bach‘schen Musik mit ihrer Expressivität und Poesie nahe zu bringen. Großer Beifall für ein weiteres großartiges Konzert der Bachtage Potsdam. Klaus Büstrin

Klaus BüstrinD

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