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Kultur: Ein Beispiel, das Schule macht?

Schülerworkshop mit Ausstellung zum Thema „KinderRechte“ in Galerie M

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Schülerworkshop mit Ausstellung zum Thema „KinderRechte“ in Galerie M Von Almut Andreae Der Empfang ist wie ein Paukenschlag. „Ich will mitbestimmen“ tönt es in feurigen Lettern von einem Transparent. Poppige Graffitis in Luftballonfarben - insgesamt vier an der Zahl - durchkreuzen selbstbewusst den Raum. So unterschiedlich wie ihre Urheber sind die Schriftzüge, mit sichtlichem Genuss auf die Stoffbahnen gesprüht. Botschaften von Kindern und Jugendlichen aus vier verschiedenen Potsdamer Schulen, hinter denen sich eine Menge gedanklicher Zündstoff verbirgt. In einem viertägigen Workshop hatten insgesamt 16 Schüler der Evangelischen Grundschule, der Hanna-von-Pestalozza-Grundschule, der Montessori-Gesamtschule und der Voltaire Gesamtschule Gelegenheit, außerhalb des Unterrichts zum Projektthema „KinderRechte“ zu arbeiten. Bereits im Vorfeld wurden Fragen entwickelt, Informationen aufgenommen und Gespräche geführt, die sich in einer dreitätigen Werkphase in künstlerischen Arbeiten entluden. Das Ergebnis des Projekts wird in einer originellen und gleichzeitig sehr ernst zu nehmenden Ausstellung präsentiert, für die der Brandenburgische Verband Bildender Künstler drei Tage lang seinen Galerieraum zur Verfügung stellt. Bei der Eröffnung am Montagabend haben die beteiligten Kinder und Jugendlichen ihre Erfahrungen und Einsichten zum Thema selbst vorgestellt. Nachhaltigen Eindruck auf sie hatte insbesondere der Erkundungstag im Ministerium für Bildung, Jugend und Sport am 1. Juni gemacht (PNN berichteten). Außer dem ausführlichen Gespräch mit Bildungsminister Steffen Reiche haben sie auch gleich gerne die Gelegenheit wahrgenommen, Mitarbeiter des Hauses über ihre Arbeit und ihren Alltag zu interviewen, die Räumlichkeiten zu besichtigen und das Erlebte in Protokollen und Fotos zu dokumentieren. Mächtig Auftrieb gegeben hat den Kindern, mit jenen Personen, die sich Gesetze und Schulbestimmungen ausdenken und formulieren, einmal so richtig auf Tuchfühlung zu gehen. Umgekehrt gaben auffallend viele Mitarbeiter in ihren Antworten auf die Fragen, ob sie gerne im Ministerium arbeiten, gut verdienen oder ob ihnen das Essen in der Kantine schmeckt, so unverblümt Auskunft, dass die Dokumentation ihrer Antworten in der Ausstellung etwas geheimnisvoll in Form von Papierfliegern zu besichtigen ist. Das Erlebnis des gewichtigen Brandenburger Schulgesetzes wurde in dem Workshop in einer eigenen Projektgruppe für Gesetzesbücher künstlerisch verarbeitet. Dabei ging es darum, symbolisch Einblick in die Welt der Gesetze zu geben und in der jeweils individuellen gestalterischen Umsetzung die eigene Sicht auf das Schulgesetz auf ganz persönliche Weise zu vermitteln. Angesichts ihrer unsinnlichen Vorlage sind die mit dem Cutter ausgemeißelten Gesetzesbücher in fröhlich-buntem Acryl wahrlich ein wohltuender Befreiungsschlag. Über das gemeinsame Erkunden des Themas, wie es per Gesetz um die eigenen Schülerrechte und -pflichten bestellt ist, sind die Schüler über die Tage zu einem prima Team zusammengewachsen. Am letzten Projekttag alle miteinander noch ein Glashaus gestaltet, das als Sinnbild für Schule als Schutzraum und als fragiler Übergangsort zum außerschulischen Leben in bewusster Vieldeutigkeit am Schlusspunkt der Ausstellung steht. Die Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer ermunterte in ihrer Eröffnungsrede zur Ausstellung die Schüler, ihre Wünsche, Hoffnungen und Vorstellungen, die sie in dem „superspannenden Projekt“ zusammengetragen hätten, weiterzugeben und an geeigneter Stelle zu vertiefen. Die Ausstellung, mit der das Projekt seinen vorläufigen Abschluss findet, wurde nun durch einen kurzfristig gefassten Beschluss des Ministeriums für Bildung, Jugend und Sport zusätzlich geadelt: Die Ausstellung, an deren Realisierung sich zahlreiche Förderer und Sponsoren beteiligten, soll nun an jenen Ort zurückkehren, von dem aus das Projekt „KinderRechte“ am 1. Juni offiziell in die Startlöcher ging. Die Ausstellung in der Galerie "M", Mittelstr. 39, ist nur noch heute von 10 - 17 Uhr geöffnet.

Almut Andreae

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