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Kultur: Ein Chronist

Lesung und Gespräch über Hasso Grabner

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Sein Leben hat die Härten des 20. Jahrhunderts erfahren: Hasso Grabner. Seit 1930 Mitglied der kommunistischen Partei, nach 1933 im Zuchthaus Waldheim, später im Konzentrationslager Buchenwald und Soldat im sogenannten Strafbataillon. Nach dem Krieg wurde er Hauptdirektor der Vereinigung volkseigener Stahlwerke, nach mehreren SED-Parteistrafen war er schließlich arbeitslos geworden. Hasso Grabner schrieb Romane, Theaterstücke und Drehbücher. Er blieb in seinem Stil parteinah, nachdem er längst zum Verräter abgestempelt worden war. Der Zeit scheinheiliger Moralvorstellungen und bigott-sozialistischer Lebensführung stellte er sich mit unbändiger Lebensfreude entgegen. Bis zu seinem Tod im Jahr 1976 lebte Grabner in Werder am Plessower See. Am heutigen Donnerstag wäre der Lyriker und Romanautor Hasso Grabner 100 Jahre alt geworden.

Anlass genug für das Brandenburgische Literaturbüro in der Villa Quandt, an den fast schon vergessenen Schriftsteller Hasso Grabner mit einer Lesung und einem Gespräch mit der Witwe Sigrid Grabner zu erinnern. Michael Schrodt, Schauspieler am Hans Otto Theater, wird ausgewählte Texte aus dem Werk Grabners lesen, darunter auch die Erinnerung an Pfarrer Schneider.

Es ist eine kurze Episode aus dem Buch „Das war Buchenwald. Ein Tatsachenbericht“, das schon 1945, im Kriegsendejahr, erschienen ist. Und in dieser kurzen Episode mit dem Titel „In memoriam Pfarrer Schneider“ zeichnet Grabner mit seiner klaren wie harten Prosa fast schon skizzenhaft, aber umso klarer das Porträt eines Menschen, der trotz Folter und Verlockung mit sofortiger Freilassung allein durch eine angeblich läppische Unterschrift standhaft bleibt. „Leben – Frau – Kinder! Nur eine kleine Unterschrift!“, wie Grabner schreibt. Und wie Grabner darüber schreibt! Ein Chronist aus dem Vorhof der Hölle. kip

Erinnerung an Hasso Grabner – Lesung und Gespräch am heutigen Donnerstag, 20 Uhr, im Brandenburgischen Literaturbüro in der Großen Weinmeisterstraße 46/47. Der Eintritt kostet 6, ermäßigt 4 Euro

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