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Kultur: Ein dauerhaftes Geschenk

Zum künstlerischen Werk Elke Bullerts

Stand:

Zum künstlerischen Werk Elke Bullerts Die Potsdamer Künstlerin Elke Bullert zeigt gegenwärtig in der Klostergalerie Zehdenick (bis zum 24. April) Ausschnitte aus ihrem umfangreichen Schaffen. Die Schriftstellerin Lonny Neumann, ebenfalls aus Potsdam, hielt zur Eröffnung eine Laudatio auf die Künstlerin, die wir hier gern teilweise veröffentlichen: Elke Bullerts Arbeiten, ihre Malerei, Plastik und Grafik, haben Einzug in dieses alte Gemäuer gehalten. Schauen wir also: Festlich gewandet, feierlichen Schrittes, so scheint es mir, treten ihre Menschen und die Gestalten aus Ton herein. So wie die Bilder in ihrem Innern entstanden sind, – transportierte sie sie in die Wirklichkeit der Kunst. Die Malerei und Plastik der Künstlerin haben längst den realen Augenblick, den in der Wirklichkeit vorgegebenen Raum verlassen, Elke Bullert hat ihre Themen aus der Natur herausgenommen, um die von ihr geschaffenen magischen Räume zu bilden. Von außen folgen wir den Ungesichtern, sehen etwa am Blick eines Auges, an schmerzhaften schmerzhafte Ehrlichkeit in ihren Farben, woher sie kommen und wohin sie gehen. Wenn wir nur nicht auf ein flüchtiges Abbild aus sind. Vielen Sonnen, viele Monde, verdichtet sie zu dem einem Licht, einem Auge, wie wir es schließlich in der Blaunacht wahrnehmen können oder sie gibt Orte vor, die wir zu kennen glauben. Es mag sein, wenn wir durch die Ausstellung gehen, als träfen wir voller Freude Bekannte, gar Vertraute wieder, die wir gern öfter oder immer um uns hätten, von denen wir schon glaubten, sie nie mehr zu sehen, ihre großen Bilder: Der Wald, Gespaltenes Tal, Wasserstadt, die Ungesichter. Und herzlich begrüßen wir die Türme, die Figuren aus der Märchenausstellung, aus dem Glindower Ton, nun auf dem Zehdenicker Ton zu Gast. Aber nun entdecken wir endlich das Juwel der Ausstellung: aus der Bütte selbst von Elke Bullert geschöpftes feines Papier mit zarten Mustern, und wir erfahren endlich die Geschichte des Hungertuchs, das wohl Nonnen in der Fastenzeit – daher der Verzicht auf jede Farbe – gewebt und gestickt haben. Dieses Fastentuch hat an zwei Neigungen der Künstlerin gerührt, ihre Freude an feinem, ungewöhnlichen Material und die Arbeiten in Weiß in Weiß. Sie entsprechen ihrer Art, etwas zu verbergen, denn sie ist eine Künstlerin, die das Geheimnis ihrer Arbeit gern für sich behält. Mir will scheinen, dass Elke Bullerts Affinität zu dem natürlichen Material, ihr Verlangen, körperhaft damit, sich und uns an das Archaische in unserem flüchtigen Leben zu erinnern, herrührt. Von diesem Ort inspiriert, dem Ort geschuldet, hat sie sich, angeregt, von vielfältigen figürlichen und geometrischen Darstellungen der weißen Stickereien auf weißem Grund zu ihren Zeichen und Symbole anregen lassen. Sie hielt es für angemessen, die Farbe der Klage, der Trauer, die am Beginn unseres neuen Jahrhunderts uns Menschen erfüllt, einzubringen Auch diese Klage ist durch Elke Bullerts Arbeit Kunst geworden. Sehen wir Elkes feine Papierarbeiten, denken wir, sie sei nicht von dieser Welt, wenn es nicht den Pendelschlag hin zu den Zeichnungen gäbe, der Spottlust, wie sie uns in den Zeichnungen zur Voltaire-Ausstellung Anfang der neunziger Jahre im Potsdamer Alten Rathaus, die hintergründig zwar aus der Geschichte und doch ganz aus dem Tag, bisweilen überdeutlich, noch mit Schrift versehen. Durch Zeichnungen hat Elke Bullert sich für immer in das Gedächtnis der Landeshauptstadt eingeschrieben, nun freilich frei von Spott, sondern ganz schlicht und gediegen gearbeitet: ihre Zeichnungen aller italienisch nachempfundenen Bauwerke, die Friedrich Wilhelm IV. in Potsdam erbauen ließ – ein dauerhaftes Geschenk. Lonny Neumann

Lonny Neumann

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