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Kultur: Ein druckvolles Fundament

„Da Goon“ gewinnen Saturday Fight Club

Stand:

„Da Goon“ gewinnen Saturday Fight Club „Tor! Eins zu Null für Holland“ schallt es aus dem Fernseher im Waldschloss in der Stahnsdorfer Straße. Obwohl die zweite Runde des „Saturday Fight Club“ in zehn Minuten beginnen soll, füllt sich die Kneipe nur langsam. Die, die da sind, lassen sich schnell vom Fußballspiel fesseln. Der Soundcheck ist sowieso noch in vollem Gange. Wer den „Saturday Fight Club“ gewinnt, der nimmt am Brandenburg-Ausscheid des „Local-Heroes“ Bandwettbewerbes teil. Eine Stunde später besteigen „Da Goon“ endlich die Bühne. „Tut uns leid, wegen der Verspätung, aber wir wollten noch Fußball schauen“, sagt der Sänger. Die fünfköpfige Crossover-Metal-Formation aus Potsdam und Umgebung spielt seit zwei Jahren zusammen. Neben dem springenden Sänger, der während des Konzertes ein ums andere Mal die knappen Bühnenausmaße ausreizt, fällt die zierliche Gitarristin Annika Dreßler auf. Es gibt noch immer viel zu wenig Frauen in der Rockmusik und die Potsdamer Studentin ist mehr als nur ein Blickfang für einsame Herzen. In irrsinniger Geschwindigkeit und druckvoll rast sie über die Saiten. Sie sorgt mit dem Bassisten und dem Schlagzeuger für das Fundament, auf dem sich der langhaarige Leadgitarrist mit nacktem Oberkörper und der Sänger austoben. Letzterer hat seine stärksten Momente, wenn er das kehlige Brüllen einmal vergisst und einfach nur singt. Zwar hat man Probleme, die englischen Texte in der überbordenden Soundkulisse zu verstehen, aber wenn man, wie ein paar Punks, zum Pogotanz gekommen ist, gerät das eh zur Nebensache. Nach einer dreiviertel Stunde ist der wilde Stilmix aus Funk, Metal und Crossover dann verklungen und das obligatorische „Piepen“ macht sich im Ohr breit. Extra aus Berlin-Pankow waren auch „Rotationsprinzip“ angereist, um als zweite Band das spärliche Publikum mit deutschsprachigem Pop-Rock zu begeistern. Sänger Christian Kluthe klingt manchmal wie der Frontmann der „Sportfreunde Stiller“, doch nicht jeder mag diese Musik. Die Punks, die bei „Da Goon“ noch vor der Bühne standen, haben sich inzwischen an die frische Luft verzogen. „Zu weich“, lautet der Kommentar eines Zwei-Meter-Hünen. Drinnen lockern die vier Musiker ihre Show mit homoerotischen Witzen auf und hoffen so, beim Publikum zu punkten. Endlich, kurz nach Mitternacht, dürfen „Universal Mind“ auf die Bühne. Sie erweisen sich als klassische Rausschmeisser. Einen Bassisten haben die Dresdener nicht. Der Keyboarder übernimmt diesen Part. Der Lockenkopf in der Mitte der Bühne gibt sich als schüchterner Sänger, der urplötzlich auch einmal rumbrüllt und das Mikrophon zur Aufgabe zwingt. Nicht nur als sie „Break on through“ von den Doors covern, merkt man, welche Band den größten Einfluss auf die Retro-Rocker hat. Dann kommt es zur Auslosung des Gewinners. Von den ehemals 80 Leuten ist die Hälfte noch anwesend und soll Stimmkärtchen in die Wahlboxen der Bands schmeißen. Die Band mit den meisten Kärtchen gewinnt. Endlich, gegen halb zwei in der Nacht, wird das Ergebnis verkündet: „Gewonnen haben Da Goon“, heißt es lapidar. Patrick Steller

Patrick Steller

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