Kultur: Ein Experiment mit Folgen
Zound Zero“s Record Release im Spartacus
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Zound Zero“s Record Release im Spartacus „Der Star ist die Mannschaft“ heißt die CD, die von Zound Zero am Samstagabend präsentiert wurde. Dabei sollten Freunde schlagfertiger deutscher Sprache, Liebhaber mühevoll geknüpfter Klangteppiche und Sympathisanten gut sortierter Plattenkoffer voll auf ihre Kosten kommen, hieß es in der Ankündigung. Doch was die vier Musiker von Zound Zero dann rappend anzubieten hatten, war mehr als Sprechgesang mit Beat. Sie sind noch nicht lange zusammen: Erst seit sechs Monaten sitzen die Rapper LX-Seal, DJ A-Beat und Tonmeister Jimmi Twotimes an einem Tisch namens Zound Zero; verstärkt werden die drei durch Sängerin L to the Aura. Das Ganze ist ein Projekt der Potsdamer Rap Community „PdmSamurai“. Ziel dieser Community ist es, interessierten Potsdamern ein Forum zu geben, wo sie sich mit allem rund um den Rap beschäftigen können. In der kurzen Zeit wurden sechzehn Tracks in einem Potsdamer Studio aufgenommen, um jetzt auf der CD „Der Star ist die Mannschaft“ unter das Volk gebracht zu werden. Bevor es jedoch zur Präsentation kam, sorgten die sechs Jungs von „Klartext“ aus Kleinmachnow für nickende Köpfe eines zum Teil begeisterten Publikums. In ihren Texten geht es vor allem um sie selbst und ihr Dasein als Rapper. Dabei nehmen Klartext kein Blatt vor den Mund und ernteten für ihre „literarische“ Reise – von unter der Gürtellinie bis knapp darüber – so manchen Schmunzler. Aber ein großer Teil des Publikums war begeistert und ließ sich von dem ruhigen und fetten Beat mitreißen. Schließlich betraten Zound Zero die Bühne, und der eigentliche Act des Abends begann. Schnell wurde einem dann bewusst, das Zound Zero anders sind. Anders in den Texten, anders im Beat und überhaupt in ihrem ganzen Auftreten. Denn anstatt einem kommerziellen Gangster-Image nachzueifern, schlagen die Vier mit dem live gespielten Bass und der Sängerin „L to the Aura“ eine etwas andere Richtung ein und bereichern so Sprechgesang mit schönen Gesangsparts. Auch textlich befassen sie sich mit anderen Dingen. So geht es in den Liedern um den Fußballverein Babelsberg 03, Liebe, Vergänglichkeit und andere Themen. Ohne ihre Leidenschaft, den Hip Hop, dabei zu vernachlässigen, schaffen sie es, viel Melodie und ungewöhnlich schnelle Rhythmen mit klassischen Hip Hop Elementen, wie fette Beats zum Mitnicken, verschmelzen zu lassen. Was ein Teil des Publikums allerdings nicht wirklich für gut befandt. Und so gab es bald Rufe wie „Halt die Fresse“ aus den letzten Reihen, denen eine kurze Rangelei mit dem etwas toleranteren Publikum folgte. Die Rangelei konnte jedoch, Spartacus sei Dank, schnell beendet werden, und so verblieb am Tatort zwar nicht mehr so viel Publikum, aber wenigstens hörte dies zu und mehr noch, zum größten Teil fanden Zound Zero mit ihrem Konzept, mehr experimentell zu wagen, großen Anklang. Dem zu Folge wurde auch auf die gelegentlich durch vergessene Textstellen produzierten Kunstpausen der vier Musiker mit einem Lacher statt einer Tracht Prügel reagiert. Philipp Rothmann
Philipp Rothmann
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