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Kultur: Ein Fest von einem Film

Komödie über Sterbehilfe beim Jüdischen Filmfest

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Im Herzen, sagt Levana, sind sie wie Kinder. „Nur ihre Körper sind alt geworden.“ Mit diesen Worten verteidigt Levana ihre Freunde Yana, Rafi, Daniel und ihren Mann Yehezkel gegenüber der gestrengen Leiterin des Altersheims. Der Grund für die Aufregung: Die vier haben sich nackt im Gewächshaus zu einer heimlichen kleinen Feier zusammengefunden. In der Herzenswärme dieser Sätze ist viel von der emotionalen Quintessenz des israelisch-deutschen Spielfilms „Am Ende ein Fest“ enthalten. Das 21. Jüdische Filmfestival Berlin & Potsdam zeigte den Film am Mittwochabend im Filmmuseum.

Yanas schwer kranker Ehemann Max liegt im Sterben. Um ihn von seinem Leiden zu erlösen, bittet Yana ihre Freunde Levana und Yehezkel, die im gleichen Altersheim leben wie sie und Max, um Hilfe. Nach Diskussionen über das Für und Wider – besonders Levana ist dagegen – baut Tüftler Yehezkel schließlich eine archaische Maschine, mit der Max per Knopfdruck seinen Tod selbst auslösen kann. Trotz aller Geheimhaltung sieht sich die verschworene Seniorengemeinschaft jedoch bald von Menschen in ähnlich verzweifelter Lage wie Max bedrängt. Wie sollen sie damit umgehen?

Den Regisseuren Sharon Maymon und Tal Granit ist es gelungen, so schwerwiegende Themen wie Würde im Alter und selbstbestimmtes Sterben mit Respekt und Humor, immer auf der Kippe zwischen Komik und Ernsthaftigkeit, zu einer Tragikomödie zu verweben. Und das ohne jedes Klischee: Liebenswürdig gezeichnete Figuren, Situationskomik, pointierte Dialoge und nicht zuletzt der Charme der hervorragenden Hauptdarsteller Zeev Revah, Levana Finkelstein, Aliza Rosen, Raffi Tavor und Ilan Dar machen „Am Ende ein Fest“ zu einem so melancholischen wie vergnüglichen Film, der unter anderem schon einen Publikumspreis beim Filmfestival in Venedig gewonnen hat.

Gedreht wurde „Am Ende ein Fest“ 2013 in Jerusalem. „In 28 Tagen und es war Kriegszeit. Der vorletzte Krieg. Wir hatten Bombardements, da flogen Raketen“, erinnerte sich Schauspieler Raffi Tavor, der zum anschließenden Filmgespräch gekommen war . Wie ein zusätzliches Schlaglicht auf das Thema Sterben erschien seine Antwort auf die Frage, wie man unter Raketenbeschuss arbeiten kann: „Man wartet, bis es aufhört, dann arbeitet man weiter. Ich habe sogar Theater gespielt, während Raketen flogen. Es ist schwer, sich daran gewöhnen, es gehört nicht zum Leben.“

Ob über selbstbestimmtes Sterben in Israel auch viel diskutiert wird, wollte eine Zuschauerin wissen. Raffi Tavor bejahte die Frage und fügte hinzu, dass diese Themen trotzdem Tabuthemen seien. Da der in Rumänien geborene Akteur nicht nur als Kind eine deutsche Schule in Timisoara besucht, sondern in den 80er-Jahren in mehreren bundesdeutschen Städten Theater gespielt hatte, konnte das Gespräch ohne jede Übersetzung stattfinden. Der Schauspieler lobte die deutsche Synchronisation der israelisch-deutschen Koproduktion. Ganz besonders aber freute ihn das Publikumslob für die Schauspieler, die es schaffen, Humor und Ernsthaftigkeit in die Schwebe zu bringen und immer wieder mit beidem zu spielen. Raffi Tavor versprach: „Ich gebe das weiter. Da werden sich meine Kollegen freuen.“ Susanne Klappenbach

Susanne Klappenbach

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