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Kultur: Ein „Fünkchen Hoffnung“

Bei Benefiz-Gala sagten Ministerin Wanka und Oberbürgermeister Jakobs dem Waschhaus Hilfe zu

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Eine Geburtstagsfeier mit Wehmut. Eigentlich will das Waschhaus, Potsdams größtes Zentrum für junge Soziokultur, sein 15-jähriges Bestehen feiern und mit der neuen Waschhaus-Arena zuversichtlich in die Zukunft schauen. Aber die finanzielle Schieflage zwingt den Waschhausverein zum Hilferuf und einer Benefiz-Gala am vergangenen Samstag. Statt frohgemut vorwärts zu blicken, ist eine Rückschau angesagt, die aber nicht allzu wehmütig verläuft. Nur einmal scheint es so, als ob die Gala zu einer Abschiedsveranstaltung werden würde. Als von den eigentlichen „17 Hippies“ nur sechs ziemlich verloren auf der Arena-Bühne stehen und ihr trauriges Liebesschmerz-Lied „Was bleibt“ anstimmen, da können einem schon die Tränen kommen.

Ansonsten vermittelt das Gala-Programm doch den Willen, unter dem Dach des Waschhauses noch viel Neues, Aufregendes und Fantasievolles entstehen zu lassen. „Wir sind gekommen, um zu bleiben – wir gehen nicht mehr weg“. Der Refrain von „Wir sind Helden“, der vom Plattenteller kommt, nachdem die offiziellen Worte beendet sind, klingt trotzig und zuversichtlich. Katja Dietrich-Kröck aus dem Waschhaus-Vorstand findet zum Ende ihrer nervös-stolperigen Rede dann doch noch die richtigen Worte, um Sympathien zu wecken. „Besonders Juristen werden gebraucht!“, appelliert sie an die Gäste, die für den Gala-Abend 15 Euro Eintritt (inklusive Buffet) bezahlten. Die Mehrheit sitzt an weiß gedeckten Tischen und wird wohl aufgrund des gehobenen Alters sonst nicht das Waschhaus besuchen. Eine zweite Geburtstagsfeier für die jungen Nutzer soll es im September geben, versichert Katja Dietrich-Kröck auf PNN-Nachfrage.

200 000 Euro Schulden sind das Problem und der Grund für die Benefizveranstaltung. Der Hilferuf ist in Stadt und Land angekommen. Sowohl Oberbürgermeister Jann Jakobs als auch Kulturministerin Johanna Wanka sichern als offizielle Gäste ihre Unterstützung bei den Verhandlungen mit den Gläubigern zu. Das Waschhaus liege ihnen als „kulturelles Aushängeschild für das gesamte Land Brandenburg“ am Herzen, versichern beide. Die Schiffbauergasse ohne das Waschhaus? Das sei unvorstellbar, sagt Jann Jakobs, schließlich habe das Waschhaus es erst ermöglicht, dass aus dem ehemaligen Industriestandort an der Schiffbauergasse, einer „Investitionsbrache“, innerhalb von 15 Jahren ein Kulturstandort mit lebendiger Kunstszene entstand. „Die Verhandlungen werden schwierig“, sagt Jakobs, bevor er zum „Feiern mit einem Fünkchen Hoffnung“ aufmuntert.

Gefeiert wird dann auch. Zunächst sehr konzentriert und still mit dem Auftritt der Oxymoron Dance Company, die den schwierigen Titel „Die Einheit sich ausschließender Begriffe“ choreografisch auf die Bühne bringt und ins Publikum vermittelt. Junge Tänzer bewegen sich roboterhaft zum Elektrobeat oder tauchen mit Grubenlampen am Kopf im halbdunklen Zuschauerraum auf, im direkten Augenkontakt mit den Gästen. Das wirkt zeitgemäß und erntet viel Beifall. Auch die anfangs nur verhalten angenommene Auktion bekommt zunehmend Schwung, als sich ernst zu nehmende Kunstwerke mit Kuriositäten abwechseln: Der inoffizielle EM-Ball, handgenäht aus Kuhfell, kommt für 140 Euro unter den Hammer. Für Ausgelassenheit sorgen schließlich „44 Leningrad“ mit russischem Speed-Folk und ihrem charmant-lächelnden Sänger vor pustender Nebelmaschine. Im Nebel liegt die Zukunft des Waschhauses zwar immer noch, aber 350 zahlende Gala-Gäste sind immerhin ein Lichtblick.

Karsten Sawalski

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