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Kultur: Ein ganz leichter Fado Das Trio Fado trat im Waschhaus-Club auf

Die Gitarren sollen klingen, der Fadosänger soll singen und die Terrassen sollen sich beleben. Was so seinen Ursprung in den Armenvierteln der Stadt Lissabon hatte, sollte am vergangenen Freitag auf die kleine Bühne des Waschhaus-Clubs transportiert werden.

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Die Gitarren sollen klingen, der Fadosänger soll singen und die Terrassen sollen sich beleben. Was so seinen Ursprung in den Armenvierteln der Stadt Lissabon hatte, sollte am vergangenen Freitag auf die kleine Bühne des Waschhaus-Clubs transportiert werden. Hier ging die Reihe World Vibes in ihre zweite Runde, und nachdem bereits das Lebensgefühl des Tango in den Club geholt wurde, sollte jetzt die Melancholie und Schwere des portugiesischen Fado Einzug halten. Auch wenn der Club keine der malerischen Terrassen hoch über den Straßen Lissabons ist, so prophezeite sich doch die Intention des Fadosängers.

Eingeladen war das Trio Fado, das ursprünglich klassisch mit Gesang, Gitarre und Guitarra Portuguesa besetzt war und sich kurzerhand einen Cellisten ins Boot holte. Die Musiker, die sich 2002 zusammengefunden hatten, produzierten bereits zwei CD’s und erlangten deutschlandweit und auch international bereits große Aufmerksamkeit. Antonio de Brito sang und spielte vor ausverkauftem Saal. Gemeinsam mit der weichen Stimme Maria Carvalhos, der virtuosen Guitarra Portuguesa, gezupft vom Österreicher Daniel Pircher, und dem gefühlvollen Spiel des Cellisten Benjamin Walbrodt öffnete der Musiker eine Tür: Vor dem geistigen Auge der Zuhörer zeichneten sich die verwinkelten Straßen der Alfama, der Mouraria und des Bairro Alto ab, man roch den Tejo, den Fluss der die Stadt Lissabon begrenzt und spürte dem portugiesischen Lebensgefühl nach.

Die Texte des Fado, die von verlorenen Nächten, Erinnerungen und der Sehnsucht nach besseren Zeiten erzählen, sind teils eigene Kompositionen, teils Eigeninterpretationen traditioneller Fados. Das Trio hatte ihnen ein wenig die Schwere genommen und sie mit musikalischer Leichtigkeit belegt, die das Publikum begeisterte. Maria Carvalho sang ausdrucksstark und gefühlsintensiv, Daniel Pircher verlor sich schlicht in seinem Spiel, der Cellist spielte heiter und gelassen und auch Sänger und Gitarrist Antonio de Brito hatte eher den Schalk im Nacken.

Das Publikum juchzte und freute sich über so viel Authentizität und Liebe zur Heimat und nur einige wenige haben sie vielleicht vermisst, die ursprüngliche saudade, die Melancholie der portugiesischen Traditionsmusik. Die Musiker leben in Berlin und so fern der Heimat bleibt vielleicht vor allem das Bild der Schönheit der Stadt Lissabon und die will man besingen, die Liebe weitergeben. Das funktionierte sehr gut und wollte kein Ende nehmen.

Die nächste Veranstaltung klopfte bereits an die Türen des Clubs, doch die Musiker hatten keine richtige Lust, schon zu gehen. Sie spürten die Hingabe des Publikums, das sich sogar zum Mitsingen hinreißen ließ, und der Abschied fiel schwer. Als das Publikum nach einem traditionellen portugiesischen Volkslied mit Obertongesang schließlich die Bühne stürmte, war es Zeit zu gehen. Auch wenn es nun einige Überwindung kostete, die Tür zu öffnen und aus den Gassen Lissabons wieder zurückzufinden in die herbstlichen Straßen Potsdams. Andrea Schneider

Andrea Schneider

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