Kultur: Ein Kaiser als Tourist
In „Königliche Visionen“: die Parade der französischen Truppen vor Napoleon im Potsdamer Lustgarten 1806
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In „Königliche Visionen“: die Parade der französischen Truppen vor Napoleon im Potsdamer Lustgarten 1806 Das Potsdam-Museum veranstaltet gegenwärtig im Haus der brandenburgisch-preußischen Geschichte die Ausstellung „Königliche Visionen – Potsdam, eine Stadt in der Mitte Europas“. Dazu veröffentlichen wir eien Folge von Beiträgen, die herausragende Exponate beschreiben. Heute: Parade der französischen Truppen vor Napoleon im Potsdamer Lustgarten am 25. Oktober 1806. Die Ausstellung „Königliche Visionen. Potsdam - eine Stadt in der Mitte Europas“ beleuchtet derzeit die europäischen Einflüsse auf die Entwicklung dieser Stadt. Dabei bleiben auch heikle Aspekte der Geschichte Potsdams nicht ausgespart. In das Kapitel französische Einflüsse auf Potsdam gehören also nicht nur die Hugenotten und Voltaire, sondern auch ein ehrgeiziger korsischer Feldherr und Verehrer Friedrich II. - Napoleon. Auf dem Weg, die Landkarte Europas zu verändern, besetzte Napoleon mit seinen Truppen am 24. Oktober 1806 Potsdam. Quasi ein touristischer Abstecher: besuchte der selbsternannte Kaiser neben dem Park Sanssouci auch die Grablege Friedrich II. in der Garnisonkirche. Als Zeichen seines Triumphes ließ Napoleon seine Soldaten im Lustgarten vor dem Stadtschloss paradieren. Diesen Augenblick des Ruhms hielt sein Hofmaler Benjamin Zix in einem Aquarell fest, das erstmals in Deutschland gezeigt wird. Napoleon zog nach ein paar Tagen weiter, französische Truppen blieben noch zwei Jahre in der Stadt. Gleich neben dem Bild halten Verpflegungsscheine aus der Besatzungszeit eine weitere Überraschung bereit. Die „Bons“ des französischen Militärs aus den Beständen des Potsdamer Stadtarchivs beweisen, dass die französische Armee kein reiner „Männerverein“ war. Soldaten, Offiziere und Frauen der Regimenter wurden durch solche Gutscheine mit Grundnahrungsmitteln versorgt. Was bedeutete die Besatzungszeit für die Potsdamer Bevölkerung? Auch zu dieser Frage sind die Ausstellungsmacher im Stadtarchiv fündig geworden. Viele Bürger mussten französische Soldaten in ihren Häusern aufnehmen und versorgen oder waren noch bis 1816 auf Verpflegungsscheine des Magistrats angewiesen. Wie gingen die in Potsdam lebenden Nachfahren der hugenottischen Flüchtlinge mit dieser Erfahrung der Besatzung und der damit verbundenen anti-französischen Stimmung in der Bevölkerung um? Die Antwort hierauf erfährt man bei den „Königlichen Visionen“ im Kutschstall.Silke Kamp „Königliche Visionen. Potsdam eine Stadt in der Mitte Europas“, Ausstellung des Potsdam-Museums im Kutschstall am Neuen Markt bis 28. März 2004, Di bis So, 10 bis 18, Mi bis 20 Uhr; Eintritt 5 Euro, ermäßigt 3 Euro, Mi 18 bis 20 Uhr 50% Ermäßigung.
Silke Kamp
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