Kultur: „Ein Käse für den König“
Die Singschule Potsdam wird 20 Jahre alt
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Die Babelsberger Kirchenmusikerin Christa Bleyl gründete vor 20 Jahren die Singschule Potsdam, die in der DDR-Zeit zur bleiernen Schulbildung ein Gegenpol bedeutete. In den Räumen der Kirchengemeinde und des Kulturhauses Babelsberg entwickelte sich seitdem ein reges Leben musischer Ausbildung,die bisher rund 1500 Kinder genießen konnten.
Nicht nur dem Musizieren und dem Singen widmet man sich in dieser Schule, die nach dem frühen Tod von Christa Bleyl heute von Angela Haupt geleitet wird, sondern auch anderen künstlerischen Projekten, wie dem Malen, dem Tanzen oder dem Theaterspiel, bei dem die Kulissen selbst gebaut wurden. Höhepunkte sind stets die Themen bezogenen Workshops in den Sommerferien und die Konzerte des Chores, der in den vergangenen Jahren so manchen Preis von Wettbewerben mit nach Hause brachte. Auch bei den Freitagabendmusiken in der Friedrichskirche oder beim Böhmischen Weberfest ist die Singschule mit von der Partie.
Unvergessen und besonders einprägsam ist die besonders erfolgreiche Einstudierung (gemeinsam mit dem Prager Kinderchor Iskricka) der Kinderoper „Brundibar“ des tschechischen Komponisten Hans Krasa, der von den Nationalsozialisten ins KZ Theresienstadt deportiert wurde. Dort entstand die Oper und erlebte 55 Aufführungen. 1944 wurde Hans Krása in einen Eisenbahnwaggon mit Ziel Auschwitz verladen. Von dort kam er nicht wieder. Die Singschule, die bereits seit 1990 ein eingetragener Verein ist, gastierte mit der Oper auch in Prag und Theresienstadt. Das große Engagment der Singschule und Christa Bleyls in Sachen „Brundibar“ wurde mit dem Adolf-Reichwein-Preis gewürdigt. Auch die Uraufführung des „Requiem für einen polnischen Jungen“ von Dietrich Lohff in der Friedrichskirche Babelsberg hinterließ tiefe emotionale Spuren.
Zum Jubiläum gibt es heute um 17 Uhr die Aufführung der szenischen Kantate „Ein Käse für den König“ von Knut Gramß im Alten Rathaus. Morgen gestaltet die Singschule den Festgottesdienst in der Friedrichskirche auf dem Babelsberger Weberplatz, dort, wo vor 20 Jahren alles einmal begann. K.Bü
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