zum Hauptinhalt

Kultur: Ein Kommen und Gehen ...

... doch die Musik bleibt in der Big Band des Helmholtz-Gymnasiums

Stand:

Geschafft! Die letzte Probe vor dem großen Konzert morgen in der Aula des Helmholtz-Gymnasiums ist vorüber. Frank Siegmeier drosselt seine Aufregung: „Jetzt bin ich beruhigt, hab“ ein gutes Gefühl.“ Was in seinen Kräften stand, hat der Chef der Schüler-Big Band getan. Und das ist unermesslich viel. Viel mehr, als man von einem Musiklehrer nach prall gefüllten Unterrichtstagen erwarten kann. Siegmeier aber ist Vollblutmusiker. Er brennt für den Big Band-Sound, die swingenden Rhythmen – eine Musik, die auch die Schüler von den Sitzen reißt. Als gemeinschaftliches Pendant zu den sonst einsam zu übenden Etüden können die Instrumentalisten in der Band auch mal andere Genres ausprobieren. Das Repertoire der 25-köpfigen Truppe reicht von Bossa Nova und Soul über Latin Jazz bis zum Rock ''n'' Roll.

Was von den Noten nicht passt, wird passend gemacht. Oft setzt sich Frank Siegmeier am Wochenende ans Klavier und arrangiert die Stücke für die häufig wechselnde Besetzung neu. Denn wohl kaum ein anderer Klangkörper ist so instabil wie ein Schulensemble. In der Big Band herrscht ein ständiges Kommen und Gehen: Elftklässler wechseln für ein Jahr ins Ausland, die 13. Klassen stecken in den Prüfungen und verlassen dann als Abiturienten nicht nur die Schule, sondern auch die Band. Doch Dank des Musik-Profils des Gymnasiums rücken alljährlich junge Instrumentalisten nach, und Frank Siegmeier muss sich um Nachwuchs nicht sorgen. Nur fängt er eben immer wieder von vorn an. Den Elan dafür bringt er aus dem Lehrerberuf mit. Selbst für Instrumente, wie das Akkordeon, die gar nicht in eine Big Band hineingehören, findet er eine klangvolle Lösung. Die gab es auch für den Horn spielenden Anselm aus der siebenten Klasse. Dank Siegmeiers Offenheit und Experimentierfreude gehört er jetzt zur Bläsersektion der Big Band und fühlt sich dort schon nach wenigen Monaten heimisch.

Die Schüler spüren das besondere Engagement ihres Lehrers. Sie übernehmen es und geben es in Proben und Konzerten an ihn zurück. „Ich kenne kein Ensemble, das motivierter ist“, staunt Frank Siegmeier über den Enthusiasmus seiner Musiker. Schlagzeugerin Laura bringt es auf den Punkt: „Jeder zieht jeden mit. Und die Musik zieht sowieso“, beschreibt sie die Hochspannung in der Gruppe. „Seit Herr Siegmeier die Band leitet, fühlen wir, was wir spielen. Er fordert viel, lässt uns beim Phrasieren aber auch eigene Vorschläge machen.“

Diese schöpferische Atmosphäre steigert sich noch an den Probenwochenenden außerhalb der Schule. Dann reisen die Schüler an einen Ort, an dem sie von früh bis spät zusammen sein können. Niemand stört, niemand muss dringend weg. „Es ist unglaublich, wie sie dort üben“, versucht Frank Siegmeier die Euphorie in Worte zu fassen. „Die Bläser spielen sich die Lippen wund, die Bassisten kleben sich Pflaster auf die Finger. Und wenn man abends glaubt, jetzt fallen sie müde ins Bett, probieren sie auf ihren Zimmern weiter.“

Die Anstrengung, die niemand wirklich als Anstrengung empfindet, sondern als Ausgleich zum Lernen, hat sich für die Schüler bereits ausgezahlt. Die Honorare, die sie mit Konzerten bei den Musikfestspielen und beim Jazz-Festival einspielten, haben sie in die Band investiert, in neue Instrumente und Notenständer.

Morgen, wenn sie um 19 Uhr in der Aula des Gymnasiums vor Mitschülern und Freunden, Lehrern und Eltern ihr Konzert geben, wollen sie zeigen, dass sie einen ganzen Abend füllen können. „Es soll keine perfekte Show werden“, sagt Jana am Kontrabass. „Für uns ist die Musik vor allem ein Riesenspaß zum Mitswingen und Tanzen.“ Und für das Publikum ist es eine Gelegenheit, die Big Band noch einmal in der gegenwärtigen Besetzung zu erleben. Bald geht die Hälfte der Schüler in die Abiturprüfungen. Und dann beginnt wieder alles von vorn. Antje Horn-Conrad

Antje Horn-Conrad

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })