Kultur: Ein Konzert zum Jubiläum Die Potdamer Turmbläser auf dem Pfingstberg
Der Innenhof des Belvederes auf dem Pfingstberg bot die denkbar stimmigste Kulisse für das Jubiläumskonzert der Potsdamer Turmbläser am Samstagabend. Eng wie kaum ein anderes musikalisches Ensemble in der Landeshauptstadt sind die fünf Bläser mit ihrem Ort und den Menschen darin verbunden.
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Der Innenhof des Belvederes auf dem Pfingstberg bot die denkbar stimmigste Kulisse für das Jubiläumskonzert der Potsdamer Turmbläser am Samstagabend. Eng wie kaum ein anderes musikalisches Ensemble in der Landeshauptstadt sind die fünf Bläser mit ihrem Ort und den Menschen darin verbunden. Mit ihren wohlklingenden, so gar nicht kriegerischen Blasklängen stimmen sie auf die Weihnachtszeit ein und begrüßen seit Langem schon weithin hörbar das neue Jahr auf dem Pfingstberg. Seit nunmehr 35 Jahren musizieren sie gemeinsam und haben trotz aller Brüche eine lebendige Kontinuität bewahrt. Drei von ihnen, Bernhard Bosecker (Trompete), Gisbert Näther (Horn) und Dieter Bethge (Posaune), sind von Anfang an dabei. Inzwischen vervollständigen Jan Birkner (Trompete) und Tilman Hennig (Bassposaune und Tuba) das Blasquintett.
Wie es sich für echte Turmbläser gehört, gibt es zunächst Musik von oben. Die Potsdam-Fanfare, welche Gerhard Rosenfeld ihnen einst auf den Klangkörper komponierte, strömt von der oberen Etage des Belvederes mit schönen Tönen auf die zahlreich erschienenen Zuhörer im Innenhof herab. Doch so von oben herab wollen die Turmbläser sich nun doch nicht die ganze Zeit präsentieren. Gleich anschließend zogen sie auf die Bühne im Wasserbecken vis-à-vis zum Publikum. Musik aus dem in 35 Jahren gewachsenen Repertoire erklingt in der ersten Hälfte, überwiegend beschaulicher und besinnlicher Art. Dazu gibt Bernhard Bosecker, unermüdlicher Initiator und Organisator, Anekdoten und Erinnerungen zum Besten, nie zu lang, stets unterhaltsam und informativ. Wie kantabel und weich Blechbläser klingen können, wenn sie gut gespielt werden, zeigt sich in der Suite „Fancies, Toys and Dreams“ des englischen Renaissance-Komponisten Giles Farnaby. Beim Choral „Nun danket alle Gott“ von Johann Sebastian Bach spielt die Posaune die Melodie, während Trompeten und Tuba im piano die Oberstimmen und den Bass leicht und hurtig dahintupfen. Die anderen musikalischen Jubilare des Jahres, Giuseppe Verdi und Richard Wagner, werden selbstverständlich auch gewürdigt, mit besonderem Recht. Schließlich haben beide die Entwicklung der Blechbläser vorangetrieben, wie mit den sogenannten Aida-Trompeten und Basstrompeten.
Auch auf dem Pfingstberg erklingt ein ganzes Arsenal von Blasinstrumenten, wie Flügelhorn und Piccolotrompete. Sogar die Tuba bekommt endlich mal ein Solo. Beim Pilgerchor aus dem Tannhäuser darf Tilmann Hennig zeigen, in welch düstere Klangtiefen sein Instrument hinabsteigen kann. Nach der Pause geht es zu acht verstärkt weiter. Istvan Schönbrunn und Björn Brünnich an den Trompeten und Michael Wolter an der Posaune peppen das Konzert gehörig auf. Der erste Satz des Vivaldi-Doppelkonzerts für zwei Trompeten erklingt agil und brillant. Auf dem Flügelhorn bläst Jan Birkner ein wunderbares Solo aus dem zweiten Satz des Concierto de Aranjuez von Joaquín Rodrigo, in dem die tiefernste Melodie dieser Prozessionsmusik herrlich zur Geltung kommt. Jazz und Filmmusik von Nino Rota vollenden die einmalige Bandbreite des Könnens der Potsdamer Turmbläser. Michael Laurenz, vor wenigen Jahren noch Trompeter bei dem Turmbläsern und heute Tenor am Züricher Opernhaus, betört mit lyrisch-markantem Gesang in der Arie des Pedrillo, bei „O sole mio“ und „Granada“ das Publikum. Nach vielen Zugaben endete das begeistert aufgenommene Konzert der einzigartigen Potsdamer Turmbläser. Babette Kaiserkern
Babette Kaiserkern
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