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Kultur: Ein Kunstvermittler

Dem Publizisten Fritz Erpel zum 75. Geburtstag

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Dem Publizisten Fritz Erpel zum 75. Geburtstag „Fritzisch gesinnt“ nannte man zu Goethes Jugendzeiten die Anhänger Friedrich des Großen, und „fritzisch gesinnt" sein musste, wer sein Kind 1929 in Potsdam den Namen Fritz gab. Nur schwer jedoch lässt sich die Erscheinung des Publizisten Fritz Erpel mit dem in Einklang bringen, was – einem geläufigen Missverständnis zufolge – für das „Preußische“ gilt, in Wirklichkeit aber das „Wilhelminische“ ist. Nicht die vorschnelle Stellungnahme, die geistige Überrumplung auf breiter Front, sondern das anspielungsreiche Herantasten an den Gegenstand und deren eher beiläufig wirkende Erhellung sind die Markenzeichen seiner publizistischen Wirksamkeit. Auf diese Weise hat Fritz Erpel sein Lesepublikum in über zwanzig Büchern mit Leben und Werk von Beckmann, Michelangelo, Pissaro und anderen bekannt gemacht. Dass es dazu kam, schien im Lebensweg des Germanisten nicht angelegt zu sein. Erpel hatte am Potsdamer Humboldt-Gymnasium sein Abitur absolviert, an der damaligen Landeshochschule studiert und eine Zeit lang als Assistent gearbeitet. 1952 machte er die Bekanntschaft von Peter Huchel, der ihn fünf Jahre später in die Redaktion der Literaturzeitschrift „Sinn und Form" aufnahm. Bis zur erpressten Abdankung Huchels redigierte Fritz Erpel hier die Texte der literarischen und philosophischen Prominenz: Ernst Bloch, Günter Eich, Paul Celan, Jean Paul Sartre, Yannis Ritsos. Zum Programm der Zeitschrift gehörte es, die geistigen Brücken in den Westen nicht abreißen zu lassen. Umgekehrt bestand der geplante Nutzen der Zeitschrift für das politische System in der DDR darin, den Osten mit den Mitteln des Westens schmackhaft zu machen. Das war nach dem Mauerbau nicht mehr nötig, und prompt häuften sich die Fälle von Bevormundung, die Huchel zur Aufgabe zwangen. Sein Redakteur Erpel, obwohl in einer weniger windgeschützten Lage als das weithin bekannte Mitglied der Akademie der Künste, schloss sich der Kündigung an und stand einstweilen auf der Straße. Es folgten über drei Jahrzehnte freiberuflicher Arbeit und ein publizistisches Werk, das sich stets in den Dienst seines Gegenstands stellte. Die Brief- und Tagebuchausgaben bedeutender Künstler, die Bildbände von Cézanne, Rembrandt oder van Gogh, haben für jenes Quäntchen Farbe gesorgt, ohne das der Alltag dereinst noch ein bisschen trüber gewesen wäre. Dankbare Leser werden sich daran erinnern. Vor 75 Jahren wurde Fritz Erpel in Potsdam geboren. „Gott zum Gruß“ und herzlichen Glückwunsch!Peter Walther

Peter Walther

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