Kultur: Ein Leben erzählen
Morgen stellt die Schauspielerin Annekathrin Bürger im Filmmuseum ihre Biografie vor
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Zu ihrem 50. Geburtstag schickte ihr ein Leipziger Verlag ein Buch aus dem eigenen Programm mit der Anfrage, ob sie nicht bereit wäre, eine Biografie zu schreiben. Annekathrin Bürger hat das damals ihren Freunden erzählt und zusammen haben sie sich köstlich darüber amüsiert. Den Leipziger Verlag gibt es heute, 20 Jahre später, nicht mehr. Dafür aber erscheint jetzt doch noch eine Biografie von Annekathrin Bürger.
„Der Rest, der bleibt. Erinnerungen an ein unvollkommenes Leben“ ist die Biografie der bekannten Schauspielerin überschrieben, die in der nächsten Woche in die Buchhandlungen kommt. Am morgigen Donnerstag wird Annekathrin Bürger um 19.30 Uhr erstmalig im Filmmuseum aus ihrem Buch lesen und damit die ihr gewidmete Foyerausstellung eröffnen. Im Anschluss wird mit „Der Rest, der bleibt“ der letzte große Fernsehfilm mit ihr in der Hauptrolle gezeigt, nach dem sie auch ihr Buch betitelt hat. In den Babelsberger DEFA-Studios hat Annekathrin Bürger 20 Filme gedreht. „Davon habe ich allein in dreizehn die Hauptrolle gespielt“, sagt sie. Und dass die Studios in Babelsberg für sie jahrzehntelang ein Zuhause waren.
„Als mich der Leipziger Verlag nach meinen Lebenserinnerungen fragte, fand ich das absurd“, sagt Annekathrin Bürger am Dienstagnachmittag im Café im Filmmuseum, wo sie in kleiner Runde ihr Buch vorstellt. „Ich habe ja nicht einmal ein Tagebuch geschrieben.“ Sie raucht eine Zigarette und fragt ihre Gäste, ob sie sie zu einem Kaffee einladen darf. Dass Annekathrin Bürger in diesem Jahr ihren 70. Geburtstag feiern wird, glaubt man immer weniger, je länger man sie betrachtet.
In den vergangenen Jahren hat Annekathrin Bürger immer wieder mit Freunden und Kollegen über das Thema Biografie gesprochen. Und immer mehr hat sie sich mit diesem Gedanken angefreundet. Als sie dann Angelica Domröses Autobiografie „Ich fang mich selbst ein“, geschrieben von Kerstin Decker, las, hatte sie die Coautorin gefunden, die sie sich wünschte. Einen Verlag zu finden, sei nicht schwer gewesen, sagt sie. Im Februar vergangenen Jahres hatten die Gespräche mit Kerstin Decker begonnen. „Im Oktober musste alles fertig sein, damit das Buch rechtzeitig zur Leipziger Buchmesse in diesem Frühjahr erscheint.“ Auf über 400 Seiten erzählt und lässt Annekathrin Bürger nun ihr Leben erzählen.
Am Anfang von „Der Rest, der bleibt. Erinnerungen an ein unvollkommenes Leben“ meldet sich Annekathrin Bürger selbst kurz zu Wort. Doch den größten Teil berichtet Kerstin Decker in der dritten Person. Dazwischen vereinzelte Briefe und Bilder.
Annekathrin Bürger hat für das Buch viel mit ihrer Familie gesprochen. Denn viele Erinnerungen, vor allem an ihre Kindheit, sind nur noch vage Bilder gewesen. „Aber meine 87-jährige Mutter hat ein wunderbares Gedächtnis“, sagt sie. Und so hat Annekathrin Bürger sich, um ihre Erinnerungen auffrischen zu lassen, das eigene Leben wieder erzählen lassen. In dem Buch hat sie versucht, „wahrhaft“ zu bleiben und nichts zu schönen. „Aber Erinnerungen sind immer schwierig.“ Sie ist sich sicher, dass ihr Buch dazu beitragen kann, das Leben in der DDR den Menschen im Westen Deutschlands näher zu bringen. „Aber lesen Sie selbst“, sagt Annekathrin Bürger.
Annekathrin Bürger liest morgen, um 19.30 Uhr, erstmalig aus ihrer Biografie „Der Rest, der bleibt. Erinnerungen an ein unvollkommenes Leben“ im Filmmuseum. Anschließend ist der Film „Der Rest, der bleibt“, mit Annekathrin Bürger in der Hauptrolle zu sehen.
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