Kultur: Ein Lehrstück der Gewalt
Andres Veiel stellt Buch über Mord in Potzlow vor
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In einem ehemaligen Kuhstall im uckermärkischen Dorf Potzlow fand das Leben des 16-jährigen Marinus Schöberl in der Nacht zum 13. Juli 2002 ein gewaltsames Ende. Nach stundenlangen Misshandlungen durch drei Saufkumpane musste sich der sprachbehinderte Marinus niederknien und in die Steinkante eines Futtertroges beißen. Der damals 17-jährige Marcel Schönfeld sprang daraufhin Marinus mit beiden Füßen auf den Kopf. Die Leiche vergruben sie in einer alten Jauchegrube. Erst vier Monate später wurde sie entdeckt.
Der Filmemacher und Buchautor Andres Veiel hat in langen Gesprächen mit Dorfbewohnern, den Eltern der Täter und des Opfers, mit Freunden und den Tätern selbst versucht, die Hintergründe dieser Tat zu beleuchten. Zuerst entstand aus diesen Recherchen für das Berliner Maxim-Gorki-Theater das Theaterstück „Der Kick“, später der gleichnamige Dokumentarfilm.
Morgen stellt Andres Veiel um 19 Uhr im „Kutschstall“ am Neuen Markt sein Buch „Der Kick. Ein Lehrstück über Gewalt“ vor. In dem Sachbuch vertieft Veiel seine Analyse über den Mord in Potzlow. Neben Auszügen aus Vernehmungsprotokollen und den Gesprächen mit den Tätern, den Familien und Dorfbewohnern, äußert sich Veiel in „Der Kick. Ein Lehrstück über Gewalt“ auch zu den Hintergründen und Zusammenhängen und übt dabei Kritik an der Politik, der Wirtschaftsförderung und der Jugendpolitik in Brandenburg. Zusammen mit Erardo Rautenberg, Generalstaatsanwalt des Landes Brandenburg, wird Veiel morgen über den Mord und über Ursachen solcher Gewalttaten diskutieren. D.B.
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