Kultur: Ein neuer Anstrich
Lilit und Junias reanimierten im Spartacus den guten alten Rock
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Lilit und Junias reanimierten im Spartacus den guten alten Rock Wer glaubt, dass Newcomerbands irgendwie alle gleich klingen müssen, irrt. Und wer außerdem noch immer glauben will, dass Rockmusik veraltet ist, irrt ebenfalls. Denn die beiden Bands Lilit und Junias überzeugten am Samstagabend das Publikum im gut gefüllten Spartacus vom Gegenteil. Im Rahmen der vor zwei Jahren ins Leben gerufenen Konzertreihe „Noise of Potsdam“, in der Nachwuchsbands die Möglichkeit erhalten, aufzutreten, sich zu profilieren und Erfahrungen zu sammeln, waren Junias und Lilit nach Potsdam gekommen. Junias gründeten sich vor fünf Jahren in Hattingen im Rheinland und beendeten mit ihrem Konzert im Spartacus ihre zweiwöchige Deutschlandtour. Wie Sänger Mathias Reetz erklärte, ist ihre Musik vor allem der Ausdruck der Freude, die sie ihnen bereitet. Und so wurde ihr Konzert nicht nur zu einer Ohren- sondern auch zu einer Augenweide. Dabei kommen neben den klassischen Rockstrukturen, getragen von Schlagzeug, Bass, Gitarre und Gesang, auch weiche elektronische Sounds zum Einsatz, die in ihrem druckvollen Zusammenspiel dem Publikum kaum eine Auszeit gönnen. Junias waren nicht zu bremsen, denn da der „Sprit“ stimmte, wie Mathias Reetz hinterher betonte, erlebte der Zuschauer mit den drei Musikern einen echten Knallbonbon, der, einmal explodiert, für gute Stimmung sorgte. Aber auch die zweite Band des Abends, Lilit, sorgte für Überraschungen. Die vier Musiker touren in dieser Besetzung seit anderthalb Jahren über die Bühnen des Landes und begeistern das Publikum dabei mit Emotionen pur. Längst haben sich Lilit, die aus Berlin kommen, in Potsdam ihre Fans gesichert, doch wollen sie sich darauf nicht ausruhen. Abwechslung ist immer gut. Denn wo vorher bei Lilit vor allem eingängige Melodien dominierten, sind auf ihrem neuen Minialbum „People like you“, das sie am Samstagabend präsentierten, mutige Ausbrüche emotionaler Erregung zu hören. Doch trotz der neuen Härte sind sich Lilit treu geblieben, haben den klassischen Rock nur noch mehr zu ihrem Mittelpunkt gemacht und wunderbar in ihren neuen Liedern verarbeitet. Mit Schlagzeug, Bass, zwei Gitarren und meist zweistimmigem Gesang schaffen sie so eingängige Songs. Ob „the monkey in me“ oder „from the inside“, Lieder, die sich anfangs harmlos gaben, um dann wuchtig und wohl dosiert zu explodieren, Lilit schenkten sich und dem Publikum nichts. So blieben die vier Musiker an diesem Abend selbst für gestandene Fans eine Überraschung und zeigten zusammen mit Junias, dass die gute alte Rockmusik in verschiedenster Art und Weise durch junge Bands erfolgreich reanimiert und manchmal sogar regelrecht renoviert werden kann. Philipp Rothmann
Philipp Rothmann
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