zum Hauptinhalt

Kultur: Ein neues Bild vom Alten Fritz

Jürgen Luh koordiniert in der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten das Projekt „Friedrich 300“

Stand:

Mit der Berufung eines hochrangig besetzten Kuratoriums startete die Stiftung Preußische Schlösser und Gärten im Januar diesen Jahres ihr Projekt „Friedrich 300“ zum 300. Geburtstag des bedeutendsten Preußenkönigs, das bis zum Jahr 2012 stattfindet. Mit der Tagung „Friedrich der Große 1763-1786“ erlebt es vom 27. bis 29. September seinen ersten Höhepunkt. Die PNN sprachen mit Dr. Jürgen Luh, dem Historiker und Koordinator des Langzeitprojekts.

Auf der Tagung soll es um ein „neues, jedenfalls deutlicheres und konturenreicheres Friedrich-Bild“ gehen. Ist diese Ankündigung nicht zu hoch gegriffen?

Die Tagung konzentriert sich auf Leben und Wirken Friedrichs ab 1763, also nach dem Siebenjährigen Krieg, und da gibt es im Unterschied zum Vater-Sohn-Konflikt seiner Kindheit, dem Musenhof in Rheinsberg und zu den Schlesischen Kriegen tatsächlich erhebliche Forschungslücken. Was hat uns heute der Alte Fritz zu sagen, der als aufgeklärter Herrscher die Wissenschaft, die Kunst, Bildung und Ausbildung, Wirtschaft und Justiz wesentlich beeinflusste? Mit der Tagung möchten wir gerade jüngere Historiker anregen, dieser Frage nachzugehen. Erste Ergebnisse sollen in die in Jahresschritten folgenden Symposien einfließen, so über „Hof und Familie“ oder den Kulturtransfer Preußens im europäischen Kontext. Selbstverständlich hoffen wir, dass davon auch die für 2012 im Neuen Palais vorgesehene große Friedrich-Ausstellung profitiert. Wir wollen die erfolgreiche Exposition von 1986 ja nicht wiederholen, sondern Neues bieten.

Während die Tagungen oder die angekündigten Bestandskataloge u. a. zur Antikensammlung Friedrichs, seinen französischen Gemälden oder zu friderizianischen Seiden vornehmlich die Fachwelt betreffen, wird die Ausstellung zweifellos ein breites Publikum anziehen. Was tun Sie denn sonst noch, um den späteren Friedrich der Allgemeinheit nahe zu bringen?

Dafür gibt es eine Fülle von Möglichkeiten. Vom Kuratorium kommt beispielsweise die Idee, alljährlich zum Geburtstag Friedrichs am 24. Januar im Schloss Charlottenburg für die Öffentlichkeit einen Hofball zu veranstalten. Der König hat solche Neujahrsbälle übrigens ebenfalls gegeben, allerdings ist er dann meist schon gegen 22 Uhr zu Bett gegangen. Auch über viele weitere Programme, so für Kinder, denken wir nach. Doch „Friedrich 300" hat erst begonnen, und wir müssen uns für die folgenden Jahre Steigerungen offen halten.

Wie zu lesen war, haben Sie für „Friedrich 300" bereits zahlreiche kompetente Partner gewonnen.

Dazu zählen u.a. das Geheime Staatsarchiv der Stiftung Preußischer Kulturbesitz mit einem online-Projekt zu den Privatschatullrechungen Friedrichs, das Kölner Geschichtsportal www.historicum.net, aber auch das Filmmuseum, das eine Reihe mit Filmen über den König zeigen will. Mit der Potsdamer Stadtverwaltung werden wir uns in Kürze über ein Zusammenwirken verständigen. Kontakte haben wir zu ZDF und 3sat angebahnt. Zurzeit habe ich viele lose Enden in der Hand, die es nun zu verknüpfen gilt.

Im Internet ist eine Rubrik „Haben Sie Fragen zu Friedrich 300?“ zu finden, die Antworten sind aber eher mager ...

Wir bauen unsere Internetpräsenz aus und planen eine eigene Seite „Friedrich 300“. Sie soll auch ein Wissensspiel für Jugendliche erhalten.

Wenn „Friedrich 300" zum Erfolg werden soll, müssen dafür die materiellen Voraussetzungen geschaffen werden. Verantworten Sie demnach auch die Sanierung des Unteren Fürstenquartiers in Neuen Palais, wo die Jubiläumsausstellung gezeigt werden soll, und die Herrichtung der Mopke zum Festplatz?

Ich bin nicht der Macher, sondern der Koordinator von „Friedrich 300“. Für das Projekt wurde eine Arbeitsgruppe gebildet, in der alle wichtigen Abteilungen der Stiftung zusammenwirken. Der schwierigen baulichen Fragen nehmen sich also die Baudenkmalpfleger und Restauratoren an.

Das Interview führte Erhart Hohenstein.

Jürgen Luh (44) ist seit 2002 in der Schlösser-Stiftung tätig. Er wirkte an wichtige Austellungen wie „Prinz Heinrich von Preußen“ oder „Die Kaiser und die Macht der Medien“ mit.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
console.debug({ userId: "", verifiedBot: "false", botCategory: "" })