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Kultur: Ein „Oh“ aus der Einsamkeit Pretty Mery K spielen
im „nachtboulevard“
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Bei Popmusik muss man etwas differenzieren: Es gibt den Mainstream, der aus dem Radio dudelt und uns etwa beim Autofahren begleitet, zumeist austauschbare Musik ohne nennenswerten Tiefgang. Und es gibt Popmusik, die genau das Gegenteil ist: intelligent, berührend, und erst recht keine Massenware von der Stange.
Pretty Mery K, die am heutigen Donnerstag zum „nachtboulevard“ – Potsdams zuverlässigstem Garanten für Geheimtipps in Sachen Konzerte – in der Reithalle spielen, gehören natürlich in die zweite Kategorie. Kennengelernt hatte sich die Formation beim Jazz-Studium in Dresden – eine kreative Atmosphäre rund um Vorlesungen, WG-Leben und gemeinsamer Zeit im Proberaum. Was folgte, war der Umzug in die zwei kreativen Zentren des deutschen Avantgarde-Pops: Hamburg und Berlin. Und dieser Umzug konnte die Kreativität der Indie-Popband sicherlich noch steigern.
Pretty Mery K spielen keine Popmusik der trivialen Art, es dominiert der Mut zum Experiment, der mit verspielter Nachdenklichkeit, aber auch körnigem Indierock kombiniert wird. Sängerin Meryem Kilic, die Namensgeberin der Band, singt mit angenehmer, vibratoarmer Stimme, die über den Arrangements zu schweben scheint. Verträumte Kompositionen, die knapp unter der Schwelle des Ausbruchs verharren, immer mit der gehörigen Portion Jazz garniert, die den musikalischen Anspruch der Band unterstreicht.
Mittlerweile hat das Quartett sein erstes Album mit dem vielsagenden Titel „Oh“ aufgenommen, das zwar in einem Hamburger Studio aufgenommen wurde – die entscheidende Inspiration holte sich die Band jedoch ganz passend zum Sound in der Einöde einer Holzhütte im Erzgebirge. Die Abgeschiedenheit forcierte das Melancholische des Albums, hin zum Balladesken, das mit einer augenzwinkernden Schrulligkeit kombiniert wird. Zur Finanzierung der Aufnahme gingen Pretty Mery K unkonventionelle Wege: Crowdfunding heißt das Konzept, in dem Fans die Projekte mit kleinen Beträgen unterstützen können, um das Vorhaben in die Tat umzusetzen. In diesem Fall hat das Crowdfunding geklappt: Heute Abend gibt es nicht nur ein Konzert, sondern auch ein „Oh“ zu erwerben. Und das natürlich in der gewohnt familiären Atmosphäre der Reithalle, die sich dem Mainstream konsequent verweigert. Oliver Dietrich
Pretty Mery K am heutigen Donnerstag um 20 Uhr in der Reithalle in der Schiffbauergasse. Der Eintritt kostet 8 Euro
Oliver Dietrich
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