Kultur: Ein recht seltsamer Auftritt Hommage an „Once“ im HOT-„nachtboulevard“
In dem Film „Once“ erzählen der Straßenmusiker Glen Hansard und die Pianistin Markéta Irglová die Geschichte zweier Künstler, die sich leise ineinander verlieben. Dabei überzeugten sie ein großes Publikum von ihrem musikalischen Können.
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In dem Film „Once“ erzählen der Straßenmusiker Glen Hansard und die Pianistin Markéta Irglová die Geschichte zweier Künstler, die sich leise ineinander verlieben. Dabei überzeugten sie ein großes Publikum von ihrem musikalischen Können. Als vielleicht einer der schönsten, emotionalsten Musikfilme der letzten Jahre, wurde „Once“ daraufhin mit dem World Cinema Audience Award ausgezeichnet. Die in der Folge einsetzende Euphorie führte allein in Berlin zu mehreren Liveauftritten der kleinen Zwei-Mann-Band The Swell Season.
Auch die regelmäßig in der Reithalle Potsdam stattfindende Reihe „nachtboulevard“ hatte sich von der Erfolgsgeschichte inspirieren lassen und unter der künstlerischen Leitung von Jens Heuwinkel einen Abend entwickelt, der halb Konzert, halb szenisches Spiel, die Handlung des Filmes von Regisseur John Carney nachempfinden sollte. Eine schöne, wenn auch sehr mutige Idee, denn die Vorgabe der beiden Musiker hängt die Latte sehr hoch. Trotzdem hätte es ein schöner Samstagabend werden können.
Hätte. Hätten René Schwittay und Elzemarieke de Vos, beide Schauspieler des Hans Otto Theater-Ensembles, ihre Rollen überzeugender ausgefüllt. Stattdessen wirkten die beiden regelrecht verunsichert und künstlich. Sie konnten kaum etwas von der Natürlichkeit ihrer realen Vorbilder auf die kleine Bühne transportieren.
Auch musikalisch konnte man den Abend nicht als gelungen bezeichnen, denn mehr als einmal waren sie von der hohen Tonlage der Songs schlichtweg überfordert, trafen die richtigen Akkorde nicht oder ließen die nötige Emotionalität in den Kompositionen vermissen, die ja schließlich auch eine Liebesgeschichte erzählen. Stattdessen verhauchte Elzemarieke de Vos die Texte und schaffte es selten, dem Publikum die klare Stimme Markétas in Erinnerung zu rufen. Natürlich kann man hier sagen, originalgetreu kopieren wäre langweilig und eine eigene Note ist legitim. Nur leider wurde diese nicht glaubhaft vermittelt. Man wurde eher enttäuscht.
Auch dramaturgisch gab es einige Schwächen. Der Einstieg war vielversprechend. René Schwittay kam, in Jeans, Lederjacke und Turnschuhen, durch das Publikum auf die Bühne. Der Song „Say it to me now“, den er dann spielte, ist einer der emotionalsten des ganzen Films, und dass er sich das zu Herzen nahm und versuchte, ähnlich wie Glen, all seine Verzweiflung und Wut hineinzupacken, war ein wichtiger Ansatz. Vielleicht hätte er aber ein bisschen weniger schreien und etwas melodiöser bleiben sollen. So war man erst einmal ein wenig erschrocken.
Dann kam aus dem Off ein Geldstück auf die Bühne geflogen und Elzemarieke de Vos, den Dialog bereits aufnehmend, kam ebenfalls aus dem Publikum auf die Bühne. Was jetzt folgte, war eine Aneinanderreihung von Szenen aus dem Film, die schlüssig, aber trotzdem etwas überhastet wirkte. Witzig gelang die Busfahrt, in der der Musiker singend über seine verflossene Liebe textet und sich den Frust von der Seele lädt. Hier hatte René Schwittay völlig unverkrampft den richtigen Ton getroffen.
Die Dialoge mit der nicht anwesenden Mutter Elzemariekes, die irgendwie in den Raum gesprochen wurden und natürlich ohne Antwort blieben, wirkten dagegen etwas seltsam. So seltsam eigentlich wie der ganze Abend, der auch zu kurz geriet. Man hatte den Eindruck, als würden beide Schauspieler nur mit einem Bein auf der Bühne stehen und hoffen, dass bald alles vorbei ist. Andrea Schneider
Andrea Schneider
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