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Kultur: Ein Spiegel gelebten Lebens Neues, persönliches Buch zum Bornstedter Friedhof

Bücher über den Bornstedter Friedhof gibt es schon einige, aber noch keines wie dieses. „Im letzten Garten“ – so lautet der Titel eines neuen Buches, das die Fotografin Monika Schulz-Fieguth und der Publizist und PNN-Autor Klaus Büstrin soeben herausgebracht haben.

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Bücher über den Bornstedter Friedhof gibt es schon einige, aber noch keines wie dieses. „Im letzten Garten“ – so lautet der Titel eines neuen Buches, das die Fotografin Monika Schulz-Fieguth und der Publizist und PNN-Autor Klaus Büstrin soeben herausgebracht haben. Darin unternehmen die beiden Potsdamer einen Spaziergang durch die Jahreszeiten über den 400 Jahre alten Friedhof.

Stimmungsvoll war auch die überaus gut besuchte Buchvorstellung in der Bornstedter Kirche, die von Inge Lindner mit barocken Klängen an der Orgel umrahmt wurde. Eine bewegte Improvisation auf dem Saxophon intonierte Gemeindepfarrer Friedhelm Wizisla, der auch das Geleitwort zum Buch geschrieben hat. Das in der Publikations-Reihe der Prussia-Gesellschaft erschienene Werk will nicht dokumentieren, sondern ist sehr individuell gehalten. So gelangten nur einige der 600 historischen Grabstellen ins Bild. Die Anordnung folgt dem Ablauf der Jahreszeiten und zeigt sich so nach alter Tradition als Abbild des Lebenskreislaufs.

Schnell wurde die Mitte des 19. Jahrhunderts entstandene Bornstedter Kirche im italienischen Stil ein beliebter Ort für Gottesdienste aller Art. Über den dazugehörigen weitaus älteren Friedhof schrieb einst Theodor Fontane, dass er „wie in einem grünen Korb daliege“. Bis heute fügen sich Kirche und Friedhof stimmig in die Umgebung an der „Rückwand von Sanssouci“ inmitten der Bornstedter Feldmark ein. Wie die Fotografin in einem kurzen Epilog schreibt, liegt das Besondere für sie darin, dass dieser Ort auch einmal ihr letzter Garten sein werde. Schon frühmorgens um 5 Uhr machte sie sich auf, um die unberührte Morgenstimmung zwischen den Gräbern mit ihrer Kamera einzufangen. Dabei entstanden malerische Fotografien, auf denen Natur und Kultur, Licht und Schatten im Wechsel der Jahreszeiten wiedergegeben wurden. Dass die pittoreske Anmutung vielfach auf digitaler Bildbearbeitung beruht, ist deutlich zu erkennen. Viele bekannte Namen aus Geschichte und Gegenwart finden sich in dem Buch, aber auch das Grabmal des namenlosen Findelkindes, das im Dezember 2011 in Potsdam tot gefunden wurde.

In den kundig zusammengestellten kurzen Texten erwachen die Toten beim Lesen beinahe erneut zum Leben. Allerdings sei frühmorgens um 5 nicht seine Zeit gewesen, sagt Klaus Büstrin. Er bevorzugte die Abendstunden für seine Friedhofsbesuche. Behutsam setzt er dramaturgische Akzente und spinnt gedankliche Fäden zwischen den Bildern und unterhalb der Oberflächen. So lesen wir Bewegendes von den Widerstandskämpfern Henning von Tresckow und Kurt von Plettenberg. Auch Bau- und Gartenmeister wie Sello, Lenné und Persius, die die Potsdamer Kulturlandschaft so nachhaltig geprägt haben, tauchen auf.

Dass es durchaus lustig auf dem literarischen Friedhofsspaziergang zugehen darf, zeigt das heitere Gedicht von Goethe über den Landschaftsmaler Johann Gottlieb Rösel, ein echtes Fundstück. Zum Finale philosophiert der 2014 verstorbene Potsdamer Maler Siegwart Sprotte über das Verhältnis von Gärtner und Garten. Wie der Friedhof ein Spiegel der Zeit ist, so ist dieses opulente und erbauliche Bilderbuch ein Spiegel gelebten Lebens geworden. Babette Kaiserkern

Das Buch ist im Husum-Verlag erschienen und kostet 24,95 Euro.

Babette Kaiserkern

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