Kultur: Ein Wohlgefallen
Die Heilige Nacht in der Erlöserkirche
Stand:
Auf Beschluss des Gemeindekirchenrates der Friedenskirche wurde 1896 dort, wo Meistersinger- und Nansenstraße sich kreuzen, mit dem Bau eines evangelischen Gotteshauses begonnen. Gotthilf Ludwig Möckel entwarf die Pläne, Arthur Kickton führte sie in etwa zwei Jahren aus, den Bewohnern der Brandenburger Vorstadt wurde mit der neugotischen Erlöserkirche ein Ort des Wohlgefallens errichtet. Auch hier läuteten am Samstag die Glocken zur Heiligen Nacht, und wiederum hatte der Gemeindekirchenrat etwas beschlossen: Die musikalische Andacht mit der Potsdamer Kantorei sollte als christliche Feier erkennbar bleiben.
Nach dem Segen durch Pfarrer Konrad Elmar-Herzig trat Manfred Stolpe ans schwach beleuchtete Rednerpult, um aus Jesaja und Lukas zu lesen. Mit einiger Distanz gab er den so zentralen Text weiter.
Musikalisch war dieser von der Orgelempore her gestaltete Abend erbaulicher. Im Sinne von „Brich an, du schönes Morgenlicht“ (Bach) hatte Ud Joffe mit seinen Sängern ein stattliches Repertoire einstudiert, worin Gumpelzhaimers „Vom Himmel hoch“ genauso wenig fehlte wie „Maria durch ein Dornwald ging“ oder Walters „In dulci jubilo“. Instrumental wurde die Kantorei bestens von Kirstin Lagemann (Oboe, Englisch Horn) und Anastassia Mozina (Orgel) unterstützt, zumal man mit dieser Besetzung – und mit der schönen Sopranstimme von Christina Wolff – auch Werke der Großmeister passabel präsentieren konnte, einige Parts aus dem „Messias“ und dem „Weihnachtsoratorium“ etwa. Redeten denn Kauckys „Moderato Religioso“ für Orgel und Oboe, das chorische „O Magnum Mysterium“ (Victoria) nicht wohlgefällig zur Seele?
Chor und Solisten sorgten dafür, dass es im gut geheizten Gotteshaus auch „innen“ wärmer wurde. Gerold Paul
Gerold Paul
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