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Kultur: Eine Jugend nach der Mauer – Andrea Hanna Hünniger liest in Potsdam

Es sind harte Worte, die Andrea Hanna Hünniger findet: „Ich teile mit vielen jungen Ostdeutschen, die heute zwischen 24 und 29 Jahre alt sind, die Erziehung durch melancholische, ja depressive, eingeknickte, krumme, enttäuschte, beschämte, schweigende Eltern und Lehrer.“Knapp 60 Seiten hat man da schon in „Das Paradies.

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Es sind harte Worte, die Andrea Hanna Hünniger findet: „Ich teile mit vielen jungen Ostdeutschen, die heute zwischen 24 und 29 Jahre alt sind, die Erziehung durch melancholische, ja depressive, eingeknickte, krumme, enttäuschte, beschämte, schweigende Eltern und Lehrer.“

Knapp 60 Seiten hat man da schon in „Das Paradies. Meine Jugend nach der Mauer“ (Tropen Verlag, 17,95 Euro) gelesen. Dabei ist man mit der zehnjährigen Andrea Hanna und ihrer Mutter durch den neu eröffneten „Globus-Supermarkt“ gegangen und hat sich doch ein wenig gewundert über das ungläubige Staunen der Plattenbaueinheimischen, im sechsten Jahr nach der Wende, über das scheinbar grenzenlose Warenangebot in diesem Konsumtempel. Man hat die Resignation und Hilflosigkeit der Elterngeneration erlebt, den Verfall beobachtet und das Wundern der Kinder zwischen der Orientierungslosigkeit ihrer Eltern in der neuen, so anderen Gesellschaftsordnung und den erstaunlichen Möglichkeiten, die sich hier gleichzeitig anboten. Und gerade dieses naive Wundern der Kinder, das vorbehaltslose Fragen, zeigt in „Das Paradies. Meine Jugend nach der Mauer“, das Andrea Hanna Hünniger am heutigen Mittwoch in Potsdam vorstellt, was es heißt, wenn ihr Vater sagt: „Der Westen hat uns einfach überrollt.“

„In meinem Kopf entsteht das Bild eines gewissen Dings namens Sozialismus, er ist klein, bucklig und schlecht gelaunt und hat große, weiße Zähne“, schreibt Andrea Hanna Hünniger am Anfang von „Das Paradies“. Da klingt das noch kindlich verniedlichend. Auf der letzten Seite heißt es: „Uns klebte die DDR am Arsch, eine Diktatur, sonst nichts“ und klingt schon wütender. Diese Zeit, die sie gar nicht bewusst miterlebt hat, steckt ihrer Generation viel zu sehr in den Knochen. D.B.

Andrea Hanna Hünniger liest am heutigen Mittwoch, 18 Uhr, in der Brandenburgischen Landeszentrale für politische Bildung, Heinrich-Mann-Allee 107, Haus 17. Der Eintritt ist frei

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