Kultur: Eine Komödie als Lebensretter Vortragsreihe zu Dante
an der Uni Potsdam
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Ein Werk von Dante Alighieri – das ist schwere Kost. Dabei zählt der italienische Philosoph zu einem der populärsten und größten Dichter der Weltliteratur. Spezialisten können das bestätigen, den überwiegenden Laien erscheinen die Zeilen oft rätselhaft. Mit einer Vortragsreihe der Universität Potsdam am Standort Neues Palais will Cornelia Klettke, Professorin für Romanische Kulturwissenschaft, nun der breiten Masse einen leichteren Zugang zu Dantes Werken verschaffen.
Den Auftakt machte am Dienstag ein Vortrag des Literaturwissenschaftlers Karlheinz Stierle zu Dantes Lebenswerk: Die „Göttliche Komödie“, sein bekanntestes Stück, wurde mit vielen italienischen Originalzitaten und einem breiten Spektrum an Fachvokabular nacherzählt. Das sorgte bei der großen Anzahl an Italianistikstudenten für wenig Verständnisprobleme. Gerade für Besucher der erwünschten breiten Masse verhedderte sich aber der rote Faden in manchen fachspezifischen Satzverstrickungen. Dabei ist die „Göttliche Komödie“ durchaus ein massentaugliches Werk. Denn die Geschichte, entstanden um 1310, stellt die ewig zeitlose Frage nach einem Leben nach dem Tod.
Dantes Person und sein Werk sind eng miteinander verknüpft. Während er seinen gleichnamigen Protagonisten eine Reise durch Hölle und Himmel antreten ließ, veränderte der Künstler parallel seine Einstellung zum Leben. Zu Beginn verstoßen von der heiligen Kirche und seiner Heimatstadt Florenz, sammelte er im Exil neue Kraft.
Als er seinen fiktiven Dante durch das Reich der Hölle wandern lässt, deren immer enger werdenden Kreise für die schrecklichsten Auswüchse des menschlichen Wesens stehen, ist der reale Dante dem Suizid nahe. Spiegelbildlich dazu wird auch der fiktive Dante mit dem Grauen des Selbstmordes konfrontiert. In dem Stück wird der Selbstmörder zum ewigen Leid verdammt. Diese Vorstellung führte wiederum zu Dantes Umdenken. Aus seinem Selbstzerstörungstrieb entwickelt sich Selbstbehauptung.
Während der Reise durch die Hölle wird der fiktive Dante vom römischen Dichter Vergil, später von der engelsgleichen, idealisierten Frauengestalt Beatrice begleitet. Sie führt ihn ins Paradies. Höhepunkt des Werkes ist die finale Begegnung mit Gott, bei der „Dante“ in Ohnmacht fällt. Ebenfalls ohnmächtig fühlte sich wohl der reale Dante gegenüber seiner geliebten Heimatstadt Florenz. Doch mit neuem Lebensmut lehnte er sich nun gegen die kirchliche Verbannung auf und forderte seine Rückkehr zu Familie, Freunden und finanziellem Ruhm – die ihm jedoch verwehrt wurde.
Mit der Nacherzählung von Dantes größtem Werk und zugleich einem Teil des Künstlerlebens wurde an der Potsdamer Uni ein passender Einstieg gefunden. Denn selbst sein hoch wissenschaftlicher Vortrag konnte nicht das Feuer in den Augen und die Leidenschaft des Redners verbergen. Und die erkennt jeder, selbst die Laien. Elisabeth Kropp
Bis in den Juli wird es an der Uni Potsdam, Am Neuen Palais 10, Haus 9, Raum 1.12, in regelmäßigen Abständen Vorträge zu Dante geben. Am Dienstag, dem 15. April spricht Antonella Ippolito, Dozentin an der Uni Potsdamüber „Dantes Inferno in dem Zeichnungszyklus von Bonaventura Genelli“
Elisabeth Kropp
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