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Spaß am Kriminalistischen. Die Jugendtheatergruppe im T-Werk.

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Kultur: Eine Leiche im Delikatessenladen

Die Jugendtheatergruppe im T-Werk bringt mit „Delikat verzagt“ ein eigenes Stück zur Premiere

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Unruhe breitet sich unter den Jugendlichen aus. Aufregung erfüllt den Raum, als die Information durchsickert, dass die ersten Vorstellungen schon ausverkauft sind. „Ausverkauft? Wann ist das denn passiert?“ Amandus Hopfgarten kann es noch gar nicht fassen. Zum ersten Mal steht er am heutigen Freitag bei der Premiere von „Delikat verzagt“ auf die Bühne des T-Werks. Von Lampenfieber ist noch nicht die Rede, doch langsam steigt die Spannung.

„Die Mausefalle“ von Agatha Christie wäre ihr Wunschstück gewesen. Das perfekte Kriminalstück, das jedoch nicht ganz so perfekt zu der Gruppe junger Schauspieler passen wollte. „Die Themen des Stücks sind zu alt und zu weit entfernt von der Realität der Jugendlichen“, sagt Janina Sasse, Leiterin der Jugendtheatergruppe im T-Werk . Die Bemühungen, das Originalstück umzuschreiben und der Gruppe anzupassen, wurden vom Theaterverlag zerschlagen. Urheberrechtlich geschützt darf nichts, weder Figuren noch Text, auch nur verändert werden. Doch ein Kriminalstück sollte es bleiben. Warum nicht gleich ein eigenes schreiben? Gesagt und getan mit „Delikat verzagt“.

Kurz nach der Bürgermeisterwahl herrscht im kleinen Ort Dippendorf eine niedergeschlagene Stimmung. Nach dem mysteriösen Tod ihres alten Bürgermeisters, blieb den Bewohnern nichts anderes übrig, als mit Henri Kunze einen aufstrebenden, aber unbeliebten Mann an die Dorfspitze zu wählen. Dann taucht eine weitere Leiche ausgerechnet in Kunzes Delikatessenladen auf. Ein weitere politisch motivierte Tat des neuen Bürgermeisters? Jeder verdächtigt jeden und schon sehen sich die Dipperndorfer einem mörderischen Chaos gegenüber, dem keiner so bald wieder entkommt.

Die Arbeit an dem Stück, mit der im Frühjahr begonnen wurde, sei den Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 20 Jahren nicht besonders schwergefallen, sagt Janina Sasse. Tatsächlich sei die Entwicklung eines eigenen Stückes leichter, als sich einem fertigen Stück mit vorgebenen Texten zu nähern. Nachdem der Plot und die Handlung feststanden, ging es um die Figuren. Die Lebendigkeit der Charaktere sollte vor allem über die Textentwicklung erarbeitet werden. „Es sind ihre Texte in ihrer Sprache. Die Dialoge haben nichts Künstliches, sondern kommen von den Schauspielern selbst.“ Janina Sasse ist begeistert von der Arbeit ihrer Theatergruppe. Nicht mal ein halbes Jahr von der ersten Idee bis zum bühnenreifen Stück ist wahrlich nicht viel.

Eine Woche vor der Premiere steht die Arbeit an den kleinen, aber wichtigen Details im Mittelpunkt. „Je mehr man ein Stück mit Details füttert, umso mehr Möglichkeiten im Spiel bieten sich“, sagt Janina Sasse. Gerade ist eine Diskussion ausgebrochen, ob die Namensschilder der Supermarktmitarbeiter noch einmal verändert werden müssen. Noch sind sie nicht perfekt, obwohl das dem Zuschauer auf den Rängen wohl kaum auffallen dürfte. „Wenn diese Details stimmen, kann man noch besser in seine Rolle schlüpfen“, sagt Luise Fuhr, die schon in mehreren Produktionen auf der Bühne des T-Werks stand. „Aber selbst wenn so etwas nicht ganz perfekt ist, irgendwie klappt es immer.“ Ganz professionell gehen die jungen Schauspieler die letzte Probenwoche an. Aufregung? „Noch nicht. Aber die kommt noch.“ Da sind sich Bühnenneuling Amandus Hopfgarten und seine erfahrene Kollegin Luise Fuhr einig. Chantal Willers

„Delikat verzagt“, ein Kriminalstück im Supermarkt ab 12 Jahre am heutigen Freitag und morgigen Sonntag, jeweils 20 Uhr, am 2. und 3. September, jeweils 10 Uhr, im T-Werk in der Schiffbauergasse

Chantal Willers

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